Rückkehr des Großherzogs Leopold von Baden. 75
Gewissen auf die vergangenen zwanzig Jahre seiner Regierung zurückblicken zu
können; er berief sich darauf, wie sehr gerade er bestrebt gewesen sei, Freiheit,
Einheit und Macht des gesamten Vaterlandes, freilich anders als auf dem Wege
des Umsturzes und der Anarchie, begründen zu helfen. Dann wies er darauf
hin, zu welchem Unheil die Herrschaft des Pöbels führe, und versprach, nach
Wiederherstellung gesicherter Zustände keine der zur gedeihlichen Entwickelung des
Landes unentbehrlichen Freiheiten und Rechte seinen Unterthanen vorenthalten
zu wollen. Er betonte die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung der Herrschaft
des Gesetzes, der Stärkung der Berufstreue der Beamten und der Wieder-
herstellung der Waffenehre des badischen Heeres, welche durch die Meuterei so
sehr gelitten habe. Schließlich sprach er die Hoffnung aus, daß die Befestigung
der gesetzlichen Ordnung auch die Wiederbelebung der Gewerbthätigkeit, des
Verkehrs, die Hebung der Industrie und des Handels bewirken werde.
Daß die Hoffnungen, welche der Großherzog Leopold an die Wiederkehr
besserer Zustände und die Pflege echten Bürgersinnes knüpfte, weit rascher, als
sich vorher annehmen ließ, in Erfüllung gegangen sind, ist das Verdienst der
volkstümlichen Regierung dieses edlen Monarchen und seines gleich trefflichen
Nachfolgers Friedrich.
Der Prinz von Preußen nahm den Dank der großherzoglichen Familie
mit der ihm eignen Bescheidenheit entgegen. Die ihm gewidmeten Auszeich-
nungen erklärte er nicht als Anerkennung der persönlich als Heerführer er-
worbenen Verdienste, sondern nur in dem Sinne anlegen und tragen zu wollen,
daß damit die Leistungen seiner tapferen Truppen anerkannt würden, denn er
selbst habe nur seinen Posten redlich ansgefüllt, und ihm genüge es, sich glücklich
preisen zu dürfen, an der Spitze einer so braven Armee gestanden zu haben.
Im Oktober 1849 nach Potsdam zurückgekehrt, stellte der Prinz bei einem
Empfange der Offiziere der Potsdamer Garnison seinen Neffen Friedrich Karl,
den späteren Generalfeldmarschall, der noch den Arm in der Binde trug, den
versammelten Kameraden als einen braven Soldaten vor, „welcher in Baden
überall seine Pflicht und Schuldigkeit gethan habe."“
Aus jener Zeit des Aufenthaltes des Prinzen Wilhelm auf Schloß Favorite
bei Rastatt liegt eine anziehende Schilderung vor, welche der bekannte und beliebte
Schriftsteller Hackländer, der früher selber dem preußischen Heere angehörte,
über die bei dem Prinzen gefundene freundliche Aufnahme in seinen „Bildern
aus dem Soldatenleben“ veröffentlicht hat.
„Der Prinz von Preußen", sagte dieser alte Soldatenfreund, „ist eine
schöne, hochgewachsene Gestalt, hat einen friedlichen, heiteren, außerordentlich ge-
winnenden Gesichtsausdruck, lebhafte Augen und spricht mit tiefer klangvoller
Stimme. Gekleidet war er in einfache Generalsuniform, an derselben den
Orden pour le mérite und im Knopfloch das in den Befreiungskriegen erworbene
Eiserne Kreuz. Der Prinz ist ein vollkommener Soldat, umsichtig, unerschrocken,
von festem Charakter, für seine Untergebenen in jeder Hinsicht sorgend, und er
besitzt durch diese Vorzüge die Anhänglichkeit und Zuneigung der Armee.“