26 Fresen und Dithmarsen. § 320.
zog mit den Herzögen von Mecklenburg und anderen fürstlichen Herren ihr
Land, 1319. Schon umlagerten sie die geschreckten Dithmarsen in der Kirche
von Oldenwörden, schon legten sie Feuer an das Gebäude, schon baten
die Dithmarsen um Gnade: aber als diese unmenschlich versagt, das Feuer
nur höher geschürt ward und schon das Blei von dem Dache auf die Ver-
zweifelnden troff, da überlegten sie, daß, müsse man einmal sterben, es besser
sei, den Feind mit in den Tod zu reißen, brachen wild hervor auf das un-
vorsichtige, schon zur Plünderung zerstreute Adelsheer und gelangten aus
Todesnot zu blutigem Siege und endlich, 1323, zu ehrenvollem Frieden.
— Fast hundert Jahre später (1404) erschlugen sie den von einem nach
ihrem Lande unternommenen Plünderungszuge heimkehrenden Herzog Ger-
hard von Schleswig, an der Süder-Hamme, einem der wenigen Ein-
gänge in Dithmarsen, die zwischen Morast und Sumpf sich öffnen. Seit
Schleswig-Holstein den Dänenkönig Christian I. zum Herrscher gewählt
hatte, wuchs die Gefahr für die Dithmarsen. Der Kaiser Friedrich III.,
auch hier deutsche Freiheit, deutsches Recht preisgebend, belehnte Christian I.
mit dem Lande „Dyetmarn"“, 1473, als „einem herrenlosen, seiner Freiheit
mißbrauchenden Lande“. Zwar widerrief der Kaiser später, als ihm sein
Vorteil anders riet, die Belehnung (die Dithmarsen hatten sie nie aner-
kannt), und Christian I. starb über die unerledigte Frage hin, seine Söhne
aber, Johann, König von Dänemark, Schweden und Norwegen und Herzog
von Schleswig-Holstein, und Fried rich, Mitherzog von Schleswig-Holstein,
unternahmen 1500 einen neuen Eroberungszug in ihr Land. Zu ihrem
zahlreichen Heere hatten sie noch die sog. große Garde, eine jener Söldner=
banden, wie sie damals häufig waren, fürchterlich durch ihre Greuel wie
durch ihre Kriegskunst, in Dienst genommen. Viele Ritter und Edelleute
vermehrten das übermütige Heer; mit herrlichem Waffenschmuck, mit üppigster
Pracht, gleich jenem Karl von Burgund, zogen die Herren bei een
in das Land ein, wie zum leichten Spiel gegen den „Bauer“. Sie nahmen
Meldorf, den wichtigsten Ort des Landes, metzelten die zurückgebliebenen
Wehrlosen nieder und wollten von da über Hemmingstedt auf Heide ziehen
(17. Februar 1500); die Garde voran unter dem Rufe: „Wahr di, Buer,
de Garde, de kumt!“ — Unterdessen war Tauwetter eingefallen, und die
Dithmarsen hatten vor Hemmingstedt beim „Dusenddüwelswarf"“,
wo die Marsch am tiefsten und nur auf einem aufgeweichten, an beiden
Seiten mit Gräben versehenen Fahrwege zugänglich war, quer über den
Weg eine Schanze gezogen, hinter der etwa 1000 tapfere Männer lagen.
Vor diesem unerwarteten Hemmnis stockte der langsame, von Wagen und
Reitern begleitete Zug; die Dithmarsen lösten ihre Geschütze in den dichten
Knäuel, brachen, sich ütst ermunternd, hervor, von keinem Harnisch beschwert
und mit ihren langen Springstöcken leicht über die Gräben setzend. Bald,
je mehr das Dänenheer sich in dem grundlosen Boden wie festgepftamgtg sah,
kam ihm (wie's dort bei Granson und Murten ergangen) Entsetzen und
Grauen an; die Dithmarsen aber würgten wie einst Arminius' Krieger unter
den verhaßten Drängern; Weiber und Jungfrauen kämpften mit und feuerten
an. „Wahr di, Garde, de Buer, de kumt!“ hieß es nun; die Meldorfer
wogen die Schleusen, daß die Fluten, vom Nordwestwind getrieben, alle Wege
bedeckten; die Feinde — „sie seegen nichts Anderes vor ehren Ogen als den
unersettlichen Leventfreter, den Dooth" — sanken ins Verderben; kaum ent-
kamen König Johann und erog Friedrich der entsetzlichen Vernichtung.
Die Blüte des dänischen und schleswig-holsteinischen Adels lag unter den