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legentlich auch bei Schwangern in der zweiten Hälfte der
Schwangerschaft oder auch bei frisch Entbundenen vor.
Erstgebärende mit stark ausgedehntem Leib, Zwillings-
schwangere, besonders aber solche, welche an wassersüchtigen
Anschwellungen von Händen und Füßen gelitten haben, sind
der Krankheit unterworfen.
Den Krämpfen gehen bisweilen Vorboten vorauf. Die
Kranke klagt, daß ihr benommen im Kopf, daß ihr schwarz
vor den Augen wird oder daß es in den Ohren klingt.
Dann kommen plötzlich Zuckungen, zunächst im Gesicht, und
verbreiten sich pon dort rasch weiter auf Rumpf und Glied-
maßen. Auf der Höhe des Anfalls wird der ganze Körper
unter gewaltigen Zuckungen der Muskeln hin und herge-
schleudert. Das Gesicht wird tief blaurot, die Zunge klemmt
sich zwischen die Zähne, aus dem Mund tritt blutiger
Schaum, Puls ist kaum zu fühlen, Atmung während der
Zuckungen nicht nachweisbar.
Nach einer kleinen Weile beruhigen sich die Zuckungen,
das Gesicht bekommt eine bessere Farbe, man nimmt einige
tiefe Atemzüge wahr und nun beginnt eine Zeit tiefen Schlafs
mit schnarchender Atmung.
Während der Zuckungen und des Schlafs ist die Kranke
vollständig bewußtlos. Man kann sie anrufen, rütteln, stechen,
kneifen, sie empfindet garnichts davon, erst wenn der Be-
täubungsschlaf eine Weile gedauert hat, beginnt etwas Be-
wußtsein zu dämmern.
Oft bleibt es freilich nicht bei einem Anfall, sondern
an den Schlaf schließt sich ein neuer Anfall an, und so ver-
fällt die Kranke wechselnd aus Zuckungen in Schlaf und
umgekehrt. Bis gegen 50 und darüber kann sich die Zahl
der Anfälle steigern.