Full text: Preussisches Hebammen-Lehrbuch.

namentlich bei den Frauen der arbeitenden Klasse häufig 
vorkommender Fehler. In der Regel führt derselbe auf 
frühere Wochenbetten, auf ungeheilte Dammrisse, auf zu 
frühes Aufstehen im Wochenbette zurück. Bei weiter Scham- 
spalte schiebt sich zunächst ein kleiner Teil von der hinteren 
Scheidenwand heraus, dann tritt der mittlere und obere 
Teil der hinteren Scheidenwand vor und zuletzt auch die 
Gebärmutter. In der Nacht pflegen sich die Teile wieder 
hinaufzuziehen, um dann nach dem Aufstehn des Morgens 
allmählich wieder vorzutreten. 
§ 229. 
Wenn eine Frau, die mit Senkung oder Vorfall be- 
haftet ist, schwanger wird, so pflegt die Senkung in den 
ersten Wochen sich zu verschlimmern. Erst, wenn die Ge- 
bärmutter so groß geworden ist, daß sie in dem kleinen 
Becken nicht gut mehr Raum findet, hebt sie sich und die 
Schwangere fühlt sich nun eine längere Zeit von ihren 
früheren Beschwerden frei. 
Bei der Entbindung sind die früher gesenkten Teile 
sehr geneigt, unter den Preßwehen nach unten herauszutreten. 
Die Hebamme hat die Kreißende dann möglichst vom Drängen 
zurückzuhalten. Sie hat ferner sogleich darauf hinzuweisen, 
daß die Kranke im Wochenbett längerer Schonung bedarf und 
daß sie nicht eher das Bett verläßt, als bis die Geschlechts- 
teile wieder fest zusammengeschlossen sind. Alles Uebrige 
überläßt sie dem Arzt. 
8. 230. 
In seltenen Fällen ereignet es sich, daß erst während 
der Geburt die Gebärmutter vorfällt. Es ist das nur bei
	        
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