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linie abgewichen, daß derselbe bei der ersten Untersuchung
schwer aufzufinden ist. Die Hebamme kann dies schon ver-
muten, wenn sie äußerlich den Muttergrund weit nach einer
Seite abgewichen fand. Sie wird dann den Muttermund
in der entgegengesetzten Seite zu suchen haben. Seiten-
lagerung der Kreißenden, so daß der Muttermund besser
in die Führungslinie gestellt wird, schafft bald Abhülfe.
Bei starkem Hängebauch wird die Hebamme den Mutter-
mund weit nach hinten gestellt finden. In Fällen, in denen
früher eine Rückwärtsbeugung der Gebärmutter bestand, steht
dagegen der Muttermund näher an der Schamfuge.
Ungewöhnliche Straffheit der Muttermunds-
ränder findet sich öfters bei Erstgebärenden. Schmerzhafte
Eröffnungswehen und verzögerte Erweiterung des Mutter-
mundes sind die Folge davon. In der Regel aber tritt
doch bei weiterem Fortgang der Geburt solche Erweichung
der Muttermundsränder ein, daß größere Einrisse aus-
bleiben.
Schlimmer gestaltet sich die Sache, wenn die Mutter-
mundsränder krebsig entartet sind. Starke Einrisse
und beträchtliche Blutungen bleiben dann bei der, Eröffnung
des Muttermundes selten aus.
Bisweilen findet man bei Gebärenden die Muttermunds-
öffnung durch Narben verwachsen oder durch zähen Schleim
verklebt. Dabei wird der untere Abschnitt der Gebär-
mutter tief in das Becken getrieben und durch den herab-
drängenden Kindesteil so verdünnt, daß man Nähte und
Fontanellen gleichwie durch die Eiblase deutlich durch denselben
hindurchfühlt. Den Muttermund findet man dann erst
bei sehr genauem Zufühlen, in der Regel weit nach hinten
und dadurch kenntlich, daß die Muttermundsgrube von einem