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die Nachgeburt durch die Naturkräfte allein innerhalb längstens
einer Stunde bis hinter die Schamspalte hinabgetrieben.
Eine Verzögerung dieser Austreibung kann folgende
Ursachen haben:
1) mangelhafte Zusammenziehung der Gebärmutter,
2) zu feste Verbindung des Mutterkuchens mit der
Gebärmutterwand,
3) krampfhafte Zusammenschnürung des Gebärmutter-
halses.
§. 295.
Mangelhafte Zusammenziehung der Gebärmutter
ist die allerhäufigste Ursache des längeren Zurück-
bleibens der Nachgeburt. Sie kommt besonders vor bei
lang dauernden Geburten, bei denen sich die Kraft der Gebär-
mutter erschöpft hatte, nach starker Ausdehnung derselben
durch Zwillinge und vieles Fruchtwasser oder nach raschem,
überstürztem Geburtsverlauf. Die Hebamme wird daher
öfters schon nach dem bisherigen Verlauf der Geburt die in
der Nachgeburtszeit kommende Störung voraussehen können.
Zu feste Ver bindung des Mutterkuchens mit der
Gebärmutterwand ist dagegen sehr selten und in den
meisten Fällen, in welchen von solcher geredet wird, beruht
das lediglich auf Irrtum. Der Mutterkuchen sitzt außerordent-
lich selten so fest an der Gebärmutterwand, daß nicht gute
Zusammenziehung der Gebärmutter die Verbindung zu lösen
vermöchte.
Krampfhafte Zusammenziehung des Gebärmut-
terhalses findet sich in solchen Fällen, in welchen während
der Nachgeburtszeit in ungeschickter Weise Handgriffe ausgeführt
sind, die Gebärmutter zu derb oder an falschen Stellen gerieben,
an der Nabelschnur gezogen ist und dergleichen mehr.