Friedrich Wilhelm I. 5
gisch-preußische Staat zu einem Umfange gediehen, wie ihn seine ur-
sprünglichen Tendenzen erforderten. Er hatte die Würde eines König-
reiches und erhob alle die Ansprüche, die eine Gleichstellung mit den
anderen Potenzen der Welt in sich tragen. Aber es mangelte ihm
noch an einer befestigten innern Consolidation; und selbst die äußere
Stellung war in dem Augenblick, daß sie ihren Umkreis zunächst
vollendete, doch weit entfernt davon anerkannt zu sein.
Friedrich Wilhelm I1 hatte die Aufgabe und war sich ihrer be-
wußt, das eine und das andere durchzuführen: die äußere Stellung
zu sichern, die inneren eingeborenen Kräfte zusammenzunehmen und
zu einem sich selbst fühlenden Ganzen zu gestalten. Das eine hängt
mit dem andern beinahe ununterscheidbar zusammen.
Wir deuteten schon an und werden es ausführlich zu erörtern
haben, wie Friedrich Wilhelm 1 von Anfang seiner Regierung die
Bedingungen der innern Macht energisch zu realisiren bemüht war,
immer unter dem Gesichtspunkte, daß alle äußere Geltung darauf
beruhe. Was Preußen unter den europäischen Mächten sein sollte,
hing davon ab, was es in sich selber war und wurde. Aber die
allgemeinen politischen Verhältnisse sind doch allezeit in ihrer eigenen
Bewegung begriffen, welche auf die besondere Entwickelung jedes ein-
zelnen Staates maßgebend einwirkt. Was Preußen bisher erreicht
hatte, war in steten Conflicten mit den weltbeherrschenden Mächten
und ihrer Politik gelungen. Anders konnte es auch fortan nicht sein.