Absichten für die Vermählung Friedrichs. 131
Reiche zu Gute kommen sollte. Nur an der Spitze Preußens, wie
es der Vater nun einmal gebildet, sollte der Sohn in der Welt etwas
bedeuten. Die Gewaltsamkeiten des Vaters hatten, bewußt oder un-
bewußt, den Zweck, in seinem Nachfolger den Fortsetzer seiner innern
und äußern Politik zu erziehen; er übte die Disciplin des Schreckens
über den Sohn aus, um ihn ganz auf der eingeschlagenen Bahn zu
halten. Friedrich Wilhelm suchte jetzt für ihn eine Prinzessin, die
weder einen bedeutenden Einfluß an seinem Hofe ausüben, noch ihn
in anderweite Verwickelungen abziehen könnte: Preußen sollte vor
allen Dingen preußisch bleiben.
Da richtete er nun sein Augenmerk auf die Prinzessin Elisabeth
Christine von Braunschweig-Bevern.
Die Gemahlin Kaiser Carls VI stammte aus diesem Hause, war
die Tante der Prinzessin, und es ist kein Zweifel, daß die öster-
reichische Politik, — im tiefsten Geheimniß, von dem kein Mensch,
außer Grumbkow, nur eine Ahnung haben durfte —, durch ihren ge-
wandten Vertreter den Absichten des Königs diese Richtung zu geben
gesucht hat. Man glaubte erst dadurch den englischen Entwürfen
ein Ende zu machen, und den Kronprinzen auf beständig an das
Haus Oesterreich zu knüpfen 1). Man setzte voraus, daß der Prinz
von seinem Vater nur kärglich bedacht werden würde, und zeigte sich
sehr bereit, ihn in diesem Falle mit Geld zu unterstützen.
Dem König mochte es ganz angenehm sein, daß die Prinzessin
eine Verwandte des kaiserlichen Hauses war; hauptsächlich aber fand
er zu rühmen, daß sie, wenn auch nicht eben schön, aber bescheiden
und gottesfürchtig sei, mit ihm und seiner Gemahlin werde leben
können. Anfang Februar 1732 schlug er sie dem Prinzen vor, ver-
sprach ihm, daß er auf Reisen gehen sollte, sobald er Erben habe,
und forderte ihn auf, sich so rasch wie möglich zu erklären. Gerade
damals hat Friedrich eine Inclination zu einem weiblichen Wesen
empfunden. In der Nähe von Cüstrin, in Tamsel, hatte er nähere
Bekanntschaft mit Frau von Wreech, einer noch in der ersten Blüthe
der Jugend stehenden Dame gemacht, die er zuweilen auf dem
Gute besuchte. Er liebte an sie zu schreiben. Noch sind die Episteln
übrig, auf grobem Papier, das in krummen Linien bis an den
1) Prinz Engen fordert den Grafen Seckendorf (29. Jan. 1732) auf,
alles Mögliche unter der Hand anzuwenden, damit des Königs Entschließung
je eher je besser zu Stande kommen möge: wozu etwa die Anwesenheit des
Herzogs von Lothringen und wann der Prinz Bevern sich mit ihnen nach
Berlin verfügte, eine nochmalige Gelegenheit geben dürfte.
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