Absichten für die Vermählung Friedrichs. 133
ihm wahrscheinlich unerträglich werden mußte? Er fürchtete, sich einer
wenig erzogenen Gemahlin schämen zu müssen, sich neben ihr Jahr
aus Jahr ein zu langweilen: von übereinstimmender Gemüthsart und
schön müsse die Frau sein, mit welcher er leben solle, lieber zu frei
als zu tugendhaft; am wenigsten könne er eine Fromme ertragen, die
ein halb Dutzend Heuchler in ihrem Gefolge habe. Kaum war der
Brief an den König abgegangen, so schrieb er in dem entgegen-
gesetzten Sinne an Grumbkow. Unglück gegen Unglück, sagt er, Alles
sei ihm einerlei; für die Verirrung, die er begangen, sei er genug
gestraft: er wolle nicht die Verpflichtung eingehen, für immer un-
glücklich zu werden, lieber mache er durch einen Pistolenschuß allen
Qualen ein Ende; Gott werde ihn nicht verdammen, wenn er sich
von einem unglücklichen Dasein befreie ).
Grumbkow, dem der König voller Freude den ersten Brief ge-
zeigt hatte, erhielt am andern Morgen den zweiten an ihn gerichteten.
Man muß gestehen, er hatte jetzt guten Grund, dem Prinzen zu
widersprechen. Er führte demselben zu Gemüthe, daß er zu früh,
ohne Kenntniß der Sache verzweifle; was wolle er thun, wenn ihn
Gott dereinst mit wahren Unglücksfällen heimsuche? Besonders aber
sprach er so nachdrücklich wie möglich aus, daß der Prinz hiebei nicht
auf ihn zählen dürfe; er werde ihm dienen, so weit es der Dienst
des Königs zulasse, aber nicht einen Schritt weiter. Wolle der Prinz
den Don Carlos (des St. Real) spielen, er wolle nicht den Herzog
von Grammont machen.
Indem Friedrich diese schroffe Zurechtweisung bekam, traf auch
die Antwort des Königs ein, der sich glücklich darüber zeigte, daß er
einen so gehorsamen Sohn habe, und ihn anwies, sein Quartier in
Cüstrin aufzusagen, Alles zu bezahlen, mit Sack und Pack nach Berlin
zu kommen. Die Zeit der Ankunft bestimmte er in seiner Weise auf
das genaueste, Dienstag den 26. Februar Abends 6 Uhr; es war der
Fastnachtsabend. Sollte Friedrich Bedenken tragen, den Ort seiner
Gefangenschaft und Verbannung zu verlassen? Er kam zur festge-
setzten Stunde.
Am Hofe vermißte man bei seiner Erscheinung etwas von der
jugendlichen Anmuth, von der raschen Hingebung an Personen und
Dinge, welche man früher an ihm geliebt hatte 2). Er war größer
und stärker, besonnener, kälter, überhaupt männlicher geworden.
1) Je crois que le bon dieu ne me damnerait pas pour cela et syant
Pitié de moi en échange d'une vie miserable, m’accordera le salut.
2) Schon im November 1731 hatte er der Hochzeit seiner Schwester bei-