Absichten für die Vermählung Friedrichs. 135
schreiben wollen, mit wem er seine Kinder verheirathen solle und mit
wem nicht; dann habe er zugelassen, daß von der russischen Ver-
mählung gesprochen und die ganze Welt darüber in Wuth gesetzt
worden, aber nie sei seine Meinung dahin gegangen; endlich habe er
allem Gerede ein Ende gemacht und bewiesen, daß er ebenso gut
Herr in seinem Hause sei, als andere in dem ihrigen.
Wenn der König diese Angelegenheit als eine durchaus persön-
liche, individuell-hausväterliche begriff, so wissen wir doch schon, wie
der Ehrgeiz der stolzesten politischen Unabhängigkeit in ihm damit
zusammenhing; wir mögen wohl noch eine andere Bemerkung hinzu-
fügen.
Nicht in jedem Stadium des politischen Daseins ist einem Volke
und Staate die enge Verbindung mit einem andern ersprießlich; und
man darf fragen, ob in dem damaligen die eigene Entwickelung von
Preußen durch eine so genaue Allianz mit England, wie die beab-
sichtigte, gefördert werden konnte. England war zu stark, als daß es
bei dauernder Bundesgenossenschaft nicht die schwächere Macht durch
sein natürliches Uebergewicht in Schatten gestellt oder mit sich fort-
gerissen hätte. Und ferner, wenn die englische Cultur, die sich eben
in großen und glänzenden Werken erhob, einen gleichsam öffentlich
berechtigten Einfluß in Berlin erhielt, welches ohnehin so viele fremd-
artige Bestandtheile in sich schloß, so muß zweifelhaft erscheinen, ob
es dann dem eigenthümlich deutschen Wesen nicht doch zu schwer ge-
worden wäre, sich selbständig durchzuarbeiten. Wenigstens hätte Alles
eine andere Gestalt angenommen. Der Kronprinz, als Statthalter
von Hannover in eine immer untergeordnete Verbindung mit dem
englischen Hofe gezogen, hätte sich einmal mit aller Gewalt wieder
davon losreißen müssen, oder er wäre nie der prelßische Friedrich
geworden.
Wir werden später sehen, welchen Weg er ging, um trotz der
Beschränkung, die ihm auferlegt war, sich doch in Zusammenhang
mit der allgemeinen Bildung und den geistigen Tendenzen der euro-
päischen Welt zu setzen; zwischen den Stürmen, die nun ausgetobt,
und dem Antritt seiner Regierung war ihm noch eine geraume Zeit
vergönnt, die er hiezu benutzte. — Jetzt wenden wir unsern Blick
noch einmal auf die politischen Folgen dieser Verwickelungen.
Es ist unleugbar, daß sie hauptsächlich dem Hause Oesterreich
zu Statten kamen.
Die englische Regierung sah sich genöthigt, auf die unmittelbare
Herstellung eines guten Verhältnisses mit Oesterreich zu denken. Hätte