Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Anwachs und Organisation des Kriegsheeres. 151 
die Ernennung dem Könige vorbehalten, doch hatten sie auch bei diesen 
den Vorschlag. 
Friedrich Wilhelm nun zog alle Ernennungen an sich, nicht allein, 
weil er selber überall Herr sein wollte, sondern auch, weil er es für 
wichtig hielt, die erste Anstellung, auf der alles Folgende beruht, nicht 
dem Zufall oder persönlichen Rücksichten zu überlassen, sondern nach 
eigenem Ermessen darüber zu verfügen. 
Die jungen Edelleute, welche als Freicorporals bei den Regi- 
mentern eintraten, bildeten die Pflanzschule seiner Offiziere; sie wur- 
den hier zur größten Sorgfalt in wesentlichen und unwesentlichen 
Dingen angehalten, für jedes Versehen mit der strengsten Ahndung, 
ja Züchtigung belegt;: wenn der König zu dem Regiment kam, erkun- 
digte er sich nach ihren Eigenschaften, ließ sie sich vorstellen; bis der 
glückliche Tag erschien, wo der junge Mann zum Fähndrich ange- 
nommen wurde und das Feldzeichen empfing, das er niemals ver- 
letzen lassen durfte, und das ihn in gewissem Sinn unverletzlich machte. 
Der König wollte nur solche anstellen, die das Exercitium gut 
verstanden, keine Ausschweifungen begingen, erträgliche Wirthschaft 
führten, und sich auch äußerlich gut ausnahmen. Davon hing auch 
ihre fernere Beförderung ab. Die Conduitenlisten verzeichneten Jahr 
für Jahr, wie sich jeder in Bezug auf Religion, sein eigenes Haus- 
wesen und den Dienst gezeigt, ob er Kopf habe oder nicht. Ueber 
das Verdienst der Führer selbst gab der Zustand der Regimenter bei 
der jährlichen Musterung vor den Augen des Königs Zeugniß. 
Es mag kleinlich erscheinen, wenn nun z. B. bei der Uniform 
Alles und Jedes bis aufs Geringste vorgeschrieben war, wie groß 
die Manschetten, wie breit die Halsbinde sein, wie viel Knöpfe die 
Stiefeletten haben, wie lang das Zopfband fliegen solle. Doch hat 
dies außer der für das Auge gewünschten Gleichförmigkeit noch den 
Grund, daß hier in der Armee jeder Unterschied aufhören, nur der 
Rang im Dienste etwas gelten sollte. Die verschiedenen Rangklassen 
gingen hauptsächlich nur untereinander mit einer gewissen Vertraulich- 
keit um. Wie hätte man dulden können, daß ein Abstand zwischen 
Reich und Arm sich irgendwo hätte kundgeben dürfen! Friedrich 
Wilhelm wollte nicht leiden, daß Jemand außer dem Dienste in bür- 
gerlicher Kleidung einherging; seit dem Jahre 1725 hat er die Uniform 
allezeit getragen 7. 
1) In einem Exemplar von Mauvillons Vie de Fréderic Guillaume, 
der schon beim Jahre 1713 davon spricht, finde ich folgende Anmerkung von 
kundiger Hand: Ce M'a esté due vers I’an 1725 quil a pris absolument
	        
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