10 Fünftes Buch. Erstes Capitel.
sowohl zwischen England und Frankreich als zwischen dem Regenten
und dem whigistischen Interesse, das sich durch Georg J repräsentirte,
geschlossen.
Die vereinigte Macht der beiden Potenzen, die hier zum ersten
Mal energisch auftrat, setzte sich nach und nach in den Besitz einer
Autorität, durch welche alle wichtigen Angelegenheiten in Europa
entschieden wurden.
Für Friedrich Wilhelm I lag darin kein Nachtheil, zunächst ein
Vortheil. Denn da König Carl XII mit Georg I als Kurfürsten von
Hannover in Krieg begriffen war; so folgte von selbst, daß der Re-
gent, der sich mit diesem verbündete, die alten freundschaftlichen
Beziehungen Frankreichs zu Schweden nicht mehr aufrecht erbielt;.
er erlannte den Anspruch Brandenburgs auf Stettin und Pom-
mern diesseits der Peene an. Schon im Herbst 1716 ist dar-
über ein geheimer Vertrag geschlossen worden. Ebenso gereichte es
Friedrich Wilhelm zum Vortheil, wenn England dem Könige von
Schweden die Ausflüsse der Weser zu entreißen suchte und die Besitz-
nahme Bremens und Verdens durch Hannover guthieß. Aber nicht
alle Folgen der Thronbesteigung des Kurfürsten von Hannover in
England und der damit verbundenen politischen Combination waren
erwünscht für Brandenburg. Hannover erwarb dadurch einen Zu-
wachs an Ansehen, welcher sich auch in den territorialen Verhält-
nissen und Irrungen sehr fühlbar machte. Der hannoversche Minister
Bernstorff trat mit den englischen Staatsmännern, welche die Träger
des neuen Systems waren, Stanhope und Sunderland in genaue
persönliche Verbindung und erlangte dadurch einen Einfluß, der
den Engländern selbst unbequem wurde, wie vielmehr den deutschen
Nachbarn.
In nicht geringes Gedränge kam Friedrich Wilhelm I, als die
nordische Allianz sich nicht allein auflöste, sondern in Feindseligkeiten
zwischen den bisherigen Verbündeten umschlug.
Noch einmal im Sommer 1716 hatte es geschienen, als ob
die nordische Allianz gemeinschaftlich den Versuch machen würde, den
König von Schweden zu einem definitiven Frieden in ihrem Sinne:,
zu nöthigen. Der Czar meinte, es werde unmöglich sein, ihn dahin
zu bringen, wenn man ihn nicht in Schweden selbst bedränge. Es
war beschlossen worden, ihn durch ein vereinigtes Heer in Schonen
anzugreifen. Peter I erschien dazu selbst in Dänemark, an dessen Ge-
staden auch eine englische Escadre anlangte, und drang auf unver-
weilten Beginn der Unternehmungen. Es machte ihm das größte Ver-