Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

10 Fünftes Buch. Erstes Capitel. 
sowohl zwischen England und Frankreich als zwischen dem Regenten 
und dem whigistischen Interesse, das sich durch Georg J repräsentirte, 
geschlossen. 
Die vereinigte Macht der beiden Potenzen, die hier zum ersten 
Mal energisch auftrat, setzte sich nach und nach in den Besitz einer 
Autorität, durch welche alle wichtigen Angelegenheiten in Europa 
entschieden wurden. 
Für Friedrich Wilhelm I lag darin kein Nachtheil, zunächst ein 
Vortheil. Denn da König Carl XII mit Georg I als Kurfürsten von 
Hannover in Krieg begriffen war; so folgte von selbst, daß der Re- 
gent, der sich mit diesem verbündete, die alten freundschaftlichen 
Beziehungen Frankreichs zu Schweden nicht mehr aufrecht erbielt;. 
er erlannte den Anspruch Brandenburgs auf Stettin und Pom- 
mern diesseits der Peene an. Schon im Herbst 1716 ist dar- 
über ein geheimer Vertrag geschlossen worden. Ebenso gereichte es 
Friedrich Wilhelm zum Vortheil, wenn England dem Könige von 
Schweden die Ausflüsse der Weser zu entreißen suchte und die Besitz- 
nahme Bremens und Verdens durch Hannover guthieß. Aber nicht 
alle Folgen der Thronbesteigung des Kurfürsten von Hannover in 
England und der damit verbundenen politischen Combination waren 
erwünscht für Brandenburg. Hannover erwarb dadurch einen Zu- 
wachs an Ansehen, welcher sich auch in den territorialen Verhält- 
nissen und Irrungen sehr fühlbar machte. Der hannoversche Minister 
Bernstorff trat mit den englischen Staatsmännern, welche die Träger 
des neuen Systems waren, Stanhope und Sunderland in genaue 
persönliche Verbindung und erlangte dadurch einen Einfluß, der 
den Engländern selbst unbequem wurde, wie vielmehr den deutschen 
Nachbarn. 
In nicht geringes Gedränge kam Friedrich Wilhelm I, als die 
nordische Allianz sich nicht allein auflöste, sondern in Feindseligkeiten 
zwischen den bisherigen Verbündeten umschlug. 
Noch einmal im Sommer 1716 hatte es geschienen, als ob 
die nordische Allianz gemeinschaftlich den Versuch machen würde, den 
König von Schweden zu einem definitiven Frieden in ihrem Sinne:, 
zu nöthigen. Der Czar meinte, es werde unmöglich sein, ihn dahin 
zu bringen, wenn man ihn nicht in Schweden selbst bedränge. Es 
war beschlossen worden, ihn durch ein vereinigtes Heer in Schonen 
anzugreifen. Peter I erschien dazu selbst in Dänemark, an dessen Ge- 
staden auch eine englische Escadre anlangte, und drang auf unver- 
weilten Beginn der Unternehmungen. Es machte ihm das größte Ver-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.