Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Drittes Capitel. 
Berhalten Friedrich Wilhelms in Bezug auf die polnische 
Throncandidatur 1732, 1733. 
Wenn es von großem Werth gewesen war, die Krone zu er- 
werben, so wurde die Selbständigkeit, welche dieser Titel in Anspruch 
nimmt, erst durch die Organisation realisirt, wie sie der starke, um- 
seitige nur auf das Ziel gerichtete Wille Friedrich Wilhelms ihr gab. 
Welch eine ganz andere Stellung hatte der Staat in den 
dreißiger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts als in den entsprechen- 
den des siebzehnten. Er konnte jetzt wirklich daran denken, unter 
den Mächten der Welt eine den anderen analoge Stellung zu er- 
greifen. 
Für die allgemeinen und die deutschen Verhältnisse war es von 
hohem Werth, daß die alten Verbündeten, der Kaiser aus dem Haus 
Oesterreich und England-Hannover sich entzweiten. In ihrer Mitte 
kam Preußen zu eigenthümlicher Bedeutung. Wenn es sich von Eng- 
land losriß und an Oesterreich anschloß, so geschah das doch unter 
einer Bedingung, welche hinwieder auch die kaiserliche Politik be- 
stimmen mußte. 
Aber die Natur des preußischen Staates lag darin, daß er 
zugleich, wie es seine Entstehung mit sich brachte, auch dem nordischen 
System angehörte; sein Verhältniß zu Polen war von jeher von maß- 
gebendem Einfluß für Brandenburg-Preußen gewesen; jetzt durch das 
Emporkommen Rußlands erhielt aber Alles eine neue Gestalt. 
Unter allen Bündnissen, die jemals in der Welt bestanden haben, 
giebt es keins, das größere Erfolge hervorgebracht und länger ge- 
dauert hätte, als die Allianz der drei nordischen Mächte in dem 
neunzehnten Jahrhundert.
	        
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