Poluische Throncandidatur 1732, 1733. 203
sonst besorgen müssen, daß derselbe sich festsetze, ehe man etwas gegen
ihn thun könne.
Aber dabei ist doch unleugbar, daß das ganze bisherige poli-
tische System eine Aenderung erfuhr. Die beiden Mächte zogen der
bisher so engen Verbindung mit Preußen den von ihnen selbst früher
bekämpften und ausgeschlossenen Kurfürsten von Sachsen vor.
Wenn wir die Verhältnisse am russischen Hofe richtig beurtheilen,
so beruhte Alles darauf, daß wie Löwenwolde sich die Bildung der
Allianz mit Oesterreich und Preußen zu einer fast persönlichen An-
gelegenheit gemacht hat, der Oberkammerherr Biron dagegen die
Allianz mit Oesterreich und Sachsen-Polen beförderte. Biron aber
war bei weitem der mächtigere. Man hat damals von ihm gesagt,
zum Kaiser fehle ihm nichts, als der Name: so entscheidend war sein
Wort in jeder Beziehung.
Oesterreich, das ohne Zweifel auch hierauf mittvirkenden Einfluß
ausübte, hatte nur immer den Einen Zweck vor Augen, seine Erb-
folgeordnung zu einer allgemeinen Anerkennung zu bringen. Dazu
schien ihm nichts dringender, als die Ansprüche des Kurfürsten von
Sachsen zu beseitigen, die allerdings ein großes Gewicht erlangen
konnten, wenn er in die bereits angebahnten Unterhandlungen trat.
Um ihn zu gewinnen, war die Thronfolge in Polen das einzige,
das entscheidende Mittel. Ihm dabei Bedingungen zu Gunsten eines
Dritten zu setzen, welche seinen guten Willen wieder irre machen
könnten, hielt man nicht für rathsam. Man knüpfte überhaupt an
diesen Abschluß die größten Hoffnungen. Wenn auch zuletzt Frankreich,
vielleicht mit den bairisch-pfälzischen Höfen bei seinem Widerspruch
verharrte, so dachte man ihm ein großes europäisches Bündniß ent-
gegenzustellen. Man hoffte, Rußland, Polen-Sachsen, die Seemächte
und Preußen zu vereinigen, eine Allianz, stärker als jemals eine an-
dere gewesen war, zumal da man jetzt von Schweden nichts mehr zu
fürchten brauchte, so daß Frankreich eher auf Vertheidigung denken,
als sich zu einem Angriff entschließen müsse.
Der König sagte einmal, man wolle ihn wie einen Papagei in
einem Bauer einschließen, daß er sich nicht regen könne. Friedrich
Wilhelm I war nicht der Mann, der dies nicht sofort empfunden
oder es sich hätte gefallen lassen wollen. Daß Preußen sich nach den
Gesichtspunkten, die sein Wesen gebot, bewegen könne, war die Summe
seines Ehrgeizes, die tiefste politische Regung, die in ihm lebte. Er
beschloß in seinem Sinne, diese Dinge getrennt zu halten, da sie es
von Anfang an gewesen waren: die geheime Allianz zu beobachten,