Friedrich Wilhelm I. und die Politik von 1715— 22. Alberoni. 15
gesetzt werden sollte ), Siebenbürgen und Ungarn gegen Oesterreich
in Bewegung zu bringen. Er meinte damit auch die Türken zur
Fortsetzung ihres Krieges gegen den Kaiser zu ermuthigen. Und
zugleich hat Alberoni sein Augenmerk auf den Norden gewendet.
Die Missionen, die er dahin richtete, sind nicht hinreichend be-
kannt geworden; aber man weiß, daß er mit dem Gesandten des
Königs von Polen in Venedig unterhandelte; und ebensowohl mit
dem Könige von Schweden, wie mit dem Czaren in Verbindung zu
treten trachtete 1).
Der Gedanke, Rußland und Schweden zu paeificiren, war nicht
neu. Schon im Jahre 1709 erkannte man in Frankreich, wie wichtig
das für alle europäischen Angelegenheiten werden müsse. Rakoczy ist
schon damals von Ludwig XIV mit der Vermittelung beauftragt
gewesen. Das Vorhaben scheiterte damals an der Hartnäckigkeit
Carl XII 2). Jetzt aber konnte man eher auf die Nachgiebigkeit
desselben rechnen, nachdem ihm seine großen Unternehmungen voll-
kommen mißlungen waren. Alberoni dachte daran, Rußland und
Schweden, welche aus verschiedenen Gründen beide in Feindseligkeit
gegen England geriethen, miteinander zu verbinden, um sie sowohl
gegen England, als gegen den Kaiser aufzurufen. Und hiebei fand
er nun an Baron Goertz, dem Vertrauten und Günstling des Königs
von Schweden, einen Gehülfen, der in weitaussehenden politischen
Combinationen lebte und webte. Goertz trat mit den Jacobiten, denen
er die Hülfe des großen Kriegsmannes, seines Königs in Aussicht
stellte, in Verbindung. Wie weit dieser selbst persönlich betheiligt
war, wird immer zweifelhaft bleiben: von seinen Ministern aber,
Goertz und Gyllenborg ist es unleugbar. Um dem König von
Schweden freie Hand zu verschaffen, ergriff auch Goertz auf das
lebhafteste den Gedanken, ihn mit dem Czaren zu pacificiren; er
richtete hiebei sein Augenmerk selbst auf Preußen. Er erschien in
der Mark Brandenburg und legte Entwürfe vor, denen zufolge die
preußischen Ansprüche an Schweden anerkannt und mit preußischer
Hülfe auch die russischen geordnet werden sollten. Da er aber
damit nur wenig Gehör fand, so wandte er sich unmittelbar an
den Czaren, der ohnehin sehr dahin neigte, gegen Oesterreich Front
zu machen. Es kam zu jenen Verhandlungen in Aaland, bei denen
1) San Felipe, Commentarios, in der deutschen Uebersetzung Bd. III,
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2) Bericht von Vitzez an den Czar. Engel, a. a. O. V, S. 242.