Viertes Capitel.
Theilnahme Friedrich Wilhelms an der polnisch-französischen
Verwickelung 1733— 1735.
Friedrich Wilhelm kehrte auf seinen ersten Gedanken zurück, daß
die Polen Einen aus ihrer Mitte zu ihrem König wählen möchten;
nicht gerade Stanislaus, den er zwar nicht ausschloß, aber auch nicht
empfahl, sondern einen Andern von minderer politischer Bedeutung.
Auch gab es eine Anzahl polnischer Großen — man nennt die Wisno-
wiezki, Radziwill, Sanguszko, Lubomirski, Sapieha — die, ohne darum
sächsisch zu sein, doch nicht billigen wollten, daß ein zu verschiedenen
Malen durch die Republik für einen Feind des Vaterlandes Erklärter
jetzt auf den Thron berufen werde 1). Auf verschiedenen Diätinen
hat man festgesetzt, daß der zu wählende Piast keine Verbindung mit
auswärtigen Mächten haben, dem übrigen Adel gleichstehen solle. Und
gewiß wäre nichts wünschenswürdiger gewesen, als daß die Nation
sich ein unabhängiges drittes, keiner der beiden Parteien angehöriges
Oberhaupt gegeben hätte. Allein die genannten Magnaten konnten
sich über ein solches nicht vereinigen; mehrere hätten selber die Krone
davonzutragen gewünscht). Dagegen erklärten sich die Potocki mit
der ganzen Schaar des geringen Adels, und zugleich ihre sonstigen
Widersacher, die Czartoryski und Poniatowsky, für Stanislaus.
1) Stanislaum in fundamento antiquissimarum legum et constitu-
tionum Praesertim vero de annis 1593, 1507, 1670, — nomine teuus per
Constitutiones reipublicac de annis 1703, 4, § 10, 16, 18 pro hoste pa-
triae tranno impostore in omne aerum inhabili ad terram Polonise et
pFro ineligibili declaratum. Das Wahldiarium ist damals gedruckt worden.
2) Quot capita tot sensus: qduot sensus tot reges. (Schreiben aus
Litthauen.)