Fünstes Capitel.
Veränderte politische Haltung. Berhandlungen über die
Bergische Angelegenheit.
Indem Friedrich Wilhelm — davon durchdrungen, was Stanis-
laus Leszezynski in beredten Flugschriften entwickelte, daß Frankreich
ihn niemals fallen lassen werde, es überhaupt mit Polen sehr ernstlich
meine !) — sich noch mit jenen Ideen trug, bei denen dagegen auch
die Integrität des deutschen Reiches gesichert gewesen wäre, wurden
zwischen den Höfen von Wien und Versailles Unterhandlungen ganz
anderer Art gepflogen.
Aus einigen Briefen des Prinzen Eugen ergiebt sich, in welch
eine unglückliche Lage mit einem Schlage Oesterreich gerathen war.
Der Prinz machte den Kaiser besonders auf die Gefahr aufmerksam,
denen der Bestand der deutschen Erblande bei Fortsetzung des Krieges
ausgesetzt sei. Diese Lande seien von allen Seiten auf; und voll
von Gährung. Selbst Sachsen könne wohl, einmal in Polen befestigt,
seine alten Ansprüche auf Böhmen wieder erneuern; Frankreich könne
Baiern, Sachsen und selbst Preußen, das sich ihm bereits in der
polnischen Sache nähere, für sich gewinnen; dagegen habe man
tein Mittel zum Widerstande. Er täuschte sich nicht darüber, daß von
den Seemächten Beistand zu erlangen, nicht die mindeste Hoffnung
gehegt werden dürfe. In dieser verzweifelten Lage sah der Prinz
nur einen Ausweg, der der Politik, welche er sein ganzes Leben ver-
fochten hatte, widersprach; ein äußerstes Heilmittel bei dem äußersten
1) Eine Marginalie des Königs Friedrich Wilhelm: ich bin persuadirt,
daß Frankreich alle seine Tage kein Friede macht, als (wenn) Stanislaus soll
König bleiben.