Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

228 Sechstes Buch. Fünftes Capitel. 
drücklich fest, daß in Zukunft die Wahl nirgends anders vorgenom- 
men und durch keinen Andern ausgesprochen werden sollte, als wo 
und wie dies zu Gunsten Leszczynski's zuletzt geschehen war; aber er 
erkannte August III an. Die beiden Höfe, der russische, dem dieser 
Erfolg hauptsächlich zu danken war, und der polnisch-sächsische traten 
in die engste Verbindung. Durch ihr Zusammenwirken ging im fol- 
genden Jahre das Herzogthum Curland an den Oberkammerherrn der 
Kaiserin von Rußland über. Man weiß nicht, daß sich die Fran- 
zosen darum gekümmert hätten, ob das Gleichgewicht im Norden da- 
durch gestört werde oder nicht. 
Bei den Berathungen über diese Umgestaltungen sind noch ein- 
mal Ideen hervorgetreten, die man im achtzehnten Jahrhundert nicht 
sichen sollte. 
In einer, dem Titel zufolge aus einer Congregation von Cardi- 
nälen hervorgegangenen, in Wien vorgelegten Denkschrift wird vor 
allem daran erinnert, daß bei der Beförderung des Hauses Sachsen 
auf den polnischen Thron die vornehmste Absicht gewesen, dasselbe 
stark genug zu machen, um in seinem Lande die verlorenen Schafe 
Israels wieder herbeizubringen. Dies sei dann auch eine Rücksicht, 
aus der sich Stanislaus in die Verzichtleistung, die man ihm zumuthe, 
und Oesterreich in die für denselben vorgeschlagene Entschädigung 
finden werde. Man müsse endlich die Allianz zwischen dem Hause 
Bourbon und dem Hause Oesterreich zu Stande bringen, durch welche 
dem Katholicismus das Uebergewicht in der Welt wieder verschafft 
werden könne. Es leichter als je, mit vereinten Kräften die 
Türkei zu bezwingen; da könne Oesterreich wieder erobern, was es 
an andern Stellen verliere. Aber auch in England könne man den 
Kampf wagen, wenn man nur vereinigt bleibe, ihm wenigstens Mabon 
und Gibraltar entwinden, vielleicht noch einmal die Regierung ändern. 
Am wenigsten habe man die deutschen Protestanten zu fürchten; deren 
Fürsten seien so verblendet, daß bei ihnen Alles Glauben finde, was 
man ihnen sage; ohne Mühe könne man sie verderben 7. 
Die verschiedenen Hofe katholischer Confession traten bierauf in 
die engste Verbindung. Der König von Sardinien, dem in dem 
1) Treuherzig gemeinte Vorstellung und recht väterliche Admonition wie 
nach dem wahren Sinne des apostolischen Stuhls zu Rom die unter den 
christlichen Potentien obschwebenden Mihhelligkeiten aus dem Grunde gehoben, 
— durch welche Vereinbarung christlicher katholischer Fürsten zeitliches Glück 
mittelst Unterthänigmachung des ganzen Erdzirkels unaussprechlich vergrößert (r.) 
werden sann.
	        
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