Verhandlungen über die Bergische Angelegenheit. 231
ließ sich auf keine nähere Besprechung ein; sein Schweigen war be-
deutsam genug ½).
Schon traten Vernachlässigungen ein, die Friedrich Wilhelm auf
das tiefste empfand. Die Friedenspräliminarien vom 3. October 1735
wurden dem König niemals mitgetheilt, er mußte sie aus den Zei-
tungen kennen lernen. Von jeher hatte er dem Herzog von Lothringen
die lebhafteste Theilnahme bewiesen, seine Verbindung mit der ältesten
Erzherzogin gebilligt, und seine Erhebung zum römischen König selber
in Antrag gebracht, sic nicht aufzuschieben gerathen: dafür ward ihm
jetzt, als der Herzog seine Vermählung mit Maria Theresia vollzog,
auch nicht einmal eine einfache Anzeige davon gemacht. Ein Fehler
in den gewöhnlichen Formen des Lebens, den der König als eine der
tiefsten Kränkungen fühlte, die er jemals erfahren hatte. Jetzt warf
er einen Rückblick auf sein politisches Leben. Er wiederholte sich, in
welcher Gefahr Oesterreich gewesen, zu den Zeiten des hannöverschen
Bundes, welchen unendlichen Dienst er durch sein Zurücktreten dem-
selben geleistet, wie er dann ein Bündniß mit Oesterreich geschlossen,
die Garantie der pragmatischen Sanction nicht allein selbst gewährt,
sondern auch im Reiche durchgeführt, wie er hierüber mit seinen An-
verwandten, von demselben Blut und derselben Religion, gebrochen,
und einen bis zu dem Aeußersten ansteigenden Hader in seinem Hause
geweckt habe, und wie er nun vernachlässigt und gemißhandelt werde,
einzig darum, weil er den Kurfürsten von Sachsen nicht zum pol
nischen Throne habe befördern wollen, im Widerspruch mit seiner
Politik und den früheren Verabredungen. Es ist ein Aufsatz übrig 7),
den er einst selbst in seinem Cabinet über den Verlauf dieser Dinge
dictirt hat, aus dem man sieht, wie vollkommen der Gang der großen
Angelegenheiten ihm gegenwärtig war, eine formlose Arbeit, aber
voll Feuer und Entrüstung, und reich an Inhalt.
Nicht eben Alles, was er dachte, konnte er dem Wiener Hofe
sagen, aber an Vieles hat er ihn doch in herben Worten erinnert,
vor allem eben an die einst von den hannoverschen Verbündeten er-
griffenen Maßregeln, aus denen der Untergang des Hauses Oesterreich
1) Im Mai 1736 erwähnte der Wiener Hof der richterlichen Decision,
die ihm zustehe; der König antwortete: der Allianztractat von 1728 erfordere
keine Decision, sondern das damals gegebene Versprechen müsse casu enistente
sofort zum Effect gelangen. Darauf obige Erklärungen Inni 1736.
2) Species facti; je vous enrogxc, schreibt der König 27. Febr., ma
piece j’ai dicté mot à mot; elle est curieuse. Grumbkow fand sie „#en-
lièrement conforme aux acts“, arbeitete sie aus und schickte sie an Seckendorf.