Friedrich Wilhelm I. 245
seine Regierung führen, so muß er alle seine Geschäfte selbst vollziehen.“
Für den König von Preußen sind die Erhaltung der Armee und die
Administration des Landes die beiden Hauptsachen; unablässig muß
er sich damit beschäftigen. Er muß die Etats alle Jahre selbst wieder
revidiren und festsetzen und sich keine Ausgaben über dieselben hinaus
erlauben, namentlich auch die Besoldungen bestimmen. Jedermann
muß wissen, daß Alles von dem Fürsten ausgeht und er der Herr
ist. Wie von Papst Sixtus V. so sind auch von König Friedrich Wil-
helm Rechnungsbücher vorhanden, die er in seiner Jugend führte; sie
zeigen ebenso viel natürlichen Sinn für Ordnung und haushälterisches
Wesen, nur mit entschiedenem Vorwalten militärischer Verwendungen
von den frühesten Jahren an. Als ich zur Regierung kam, sagt Fried-
rich Wilhelm später einmal, habe ich mir einen Plan gemacht, der
auf Oekonomie und Menage (denn so bezeichnet er sparsamen Staats-
haushalt) beruht. Bei den vielen Einschränkungen, die er gemacht
hat, hält er noch weitere für wünschenswerth. Unter anderem scheint
es ihm rathsam, von den 40,000 Thalern, die der französischen Colonie
gezahlt werden, die Hälfte zu streichen: denn von den Eingewanderten
seien bereits viele zu schönen Mitteln gelangt. Der Fürst muß Er-
sparnisse machen für unvorhergesehene Fälle. Wir berührten schon, wie
Friedrich Wilhelm die Erhaltung der Armee nicht allein in ihrem Be-
stand und Wachsthum, sondern auch in ihrer Verpflegung dem Nach-
folger selbst bei seinem Fluch einschärft. Wenigstens damals hätte er
gewünscht, daß ein großes Regiment, das Königsregiment, mit allen
den ihm zugetheilten Bevorzugungen erhalten bliebe; so sollte auch die
vornehmste Stätte seiner militärischen Thätigkeit: Potsdam in seiner
Weise fortgebaut werden. Er spricht den Wunsch aus, daß es den
Namen Wilhelmsstadt erhalten solle. Nichts empfiehlt er eifriger, als
das Zusammenhalten der Armee, ohne sie zu zersplittern, wie einst
unter seinem Vater geschehen; sie schlechterdings nicht in fremde Dienste
zu überlassen, etwa der zu erwartenden Subsidien willen; denn was
könne Geld nützen, nur die bestimmtesten Gegenleistungen könnten es
rechtfertigen. Besonders hoch schlägt Friedrich Wilhelm Manufacturen
an, ohne welche das Land gleichsam ein todtes sei. Schon er lebt
der Ueberzeugung und spricht sie aus, daß die Macht des Regenten
und der Reichthum des Landes in der zunehmenden Bevölkerung
bestehe. Die intimen Aufzeichnungen Friedrich Wilhelms beweisen,
daß er mit Ministern, die ihm dienten, nicht so einverstanden war,
daß er einem von ihnen die Geschäfte ganz und gar hätte über-
lassen mögen. Selbst der getreue und kundige Ilgen wird nicht