Indem wir auf die Regierung übergehen, welche gleich in ihren
ersten Jahren das Begonnene vollenden und den Staat zur Be—
deutung einer europäischen Großmacht definitiv erheben sollte (nur
eben diese Handlung ist unser Gegenstand), mag es uns vergönnt
sein, an die Grundzüge der historischen Entwickelung zu erinnern, die
zu der damaligen Lage des Staates geführt hatte.
Die Bildung des preußischen Staates ist ein fortwährender Kampf
gewesen. Die beiden vornehmsten Bestandtheile desselben haben sich vom
ersten Anfang an im Kriege mit mächtigen Nachbarn, Gegnern oder
Nebenbuhlern entwickelt: die Mark Brandenburg im Gegensatze der
Sachsen und Slawen, Preußen in dem Streite der Polen mit den
Ureinwohnern, von denen es seinen Namen führt. Den einmal gegrün-
deten Colonieen fiel die Aufgabe zu, ohne wesentliche Beihülfe von dem
deutschen Reiche sich in dem Kampfe gegen die polnische Nation und
Krone zu vertheidigen; es gelang ihnen, dieselbe zu erfüllen. Preußen
wurde dann sehr wesentlich von der mongolischen Völkerströmung,
die sich in den Litthauern fortsetzte, berührt: das Land konnte eine
Zeit lang als eine Vormauer der abendländischen Christenheit gelten.
Brandenburg schloß sich dem böhmischen Reiche an, das unter dem
luxemburgischen Hause Mitteleuropa und Deutschland selbst beherrschte.
Hinreichenden Schutz gegen die übermächtigen Nachbarn aber fand
es bei diesem Hause nicht. In der Gefahr, von den Polen unter-
drückt zu werden, ward Brandenburg durch das Fürstenhaus gerettet,
dem es die Luxemburger überließen; zugleich um es zu behaupten und
aus Erkenntlichkeit für die ihm geleisteten Dienste. Einige Unterstützung
empfingen beide nicht nur von Kaiser und Reich, aber doch von an-
deren Seiten her aus dem innern Deutschland: das eine durch den
Orden, das andere durch die Verbindung, in welche das Fürsten-
haus es brachte. Unter tausendfältigen Wechselfällen des Krieges