Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

22 Fünftes Buch. Erstes Capitel. 
liches Armeeeorps vereinigen und dabei doch mit anderen Truppen 
Cleve und Westphalen sichern könne. Da gab ihm ein sonst als 
Freund des Hauses bekannter, eben von Wien und Dresden kom- 
mender früherer Diplomat, Kunde von Verhandlungen, die man dort 
pflege, um ihn unschädlich zu machen, entweder durch Krieg oder auch 
durch Ueberraschung auf dem Lande oder in der Hauptstadt. Die vor- 
nehmste Schuld legte Klement auf Graf Flemming. Den Prinzen Eugen 
schonte er anfangs; bald aber liesen Briefe von ihm ein, in welchen er 
den Prinzen eigentlich als Oberhaupt des auf eine Umwälzung im 
preußischen Staat gerichteten Vorhabens darstellte: allenthalben habe er 
seine Vertrauten; er meine es zu einem Aufstande in Preußen zu 
bringen. Der König that ohne Zweifel das Richtige, wenn er sich un- 
verweilt an den Wiener Hof und den Prinzen Eugen selbst wendete, 
der dann, höchlich erstaunt, aber den Zusammenhang der Sache ahnend, 
den König aufforderte, den Denuncianten selbst zur Untersuchung zu 
ziehen. Klement war indeß nach Dresden zurückgegangen: indem er 
den Grafen Flemming verrieth, suchte er ihn doch in der einmal 
eingeschlagenen Richtung festzuhalten; er setzte ihm ausführlich aus- 
einander, daß der König von Preußen nicht so stark sei, wie er 
scheine, daß die allgemeine Unzufriedenheit der Unterthanen in dem 
Lande, besonders der Gewerbtreibenden, der Beamten und selbst der 
Armee es leicht machen werde, ihn niederzuwerfen. Er machte dem 
König von Preußen Mittheilungen über die Verbindung seiner Nach- 
barn, die gegen ihn im Werke sei; in demselben Augenblicke suchte 
er Alles hervor, was eben diese in einem solchen Vorhaben bestärken 
konnte. Geschab das Alles blos, um Geld zu erwerben? Dem 
König von Preußen gegenüber zeigte Klement eine gewisse Uneigen- 
nützigkeit, die auf denselben Eindruck machte; und unterdessen wur- 
den für ihn in Wien die Schulden bezahlt. Er mußte noch andere 
Hülfsquellen haben. 
In Verwickelungen dieser Art, Unzuverlässigkeiten, Widersprüchen 
nach allen Seiten hin ist es unmöglich, sich eine feste Meinung zu 
bilden, die als historisch gelten könnte. Man kann nur auf Ver- 
muthungen gerathen, die denn wohl auch geäußert werden dürfen. 
Klement gehörte jener Combination Rakoczy-Alberoni an, die eben 
damals Europa umspannte; er hatte sich vor einigen Jahren von ihr 
getrennt und der entgegengesetzten, besonders dem Hofe von Wien 
angeschlossen. Allein er behauptet doch immer, mit Spanien in Ver- 
bindung zu stehen, einige Monate früher sei er bei Alberoni gewesen: 
jetzt denke er im Haag mit Franzosen zusammenzutreffen, welche die
	        
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