276 Siebentes Buch. Ersies Capitel.
er habe nicht umsonst gearbeitet, sondern ein Werk gegründet, welches
Bestand haben werde.
Nachdem er dessen in seinem Herzen sicher geworden, schickte er
sich an von dem Leben Abschied zu nehmen. Er empfahl die Königin
dem Nachfolger, dessen Antwort zeigte, daß er mehr für sie thun
werde, als der Vater fordere; er ermahnte noch seine jungen Söhne,
brave Soldaten zu werden, ihrem älteren Bruder als ihrem sou-
veränen Herrn treu und gehorsam zu sein, nie etwas zu thun, was
nicht · zu dessen und des Staates Ruhm und Wohlfahrt gereiche.
Dann, wie er schon früher mitten im Getümmel der Geschäfte und
der Thätigkeit die Anwandlung empfunden hatte, sich von Allem los-
zureißen, und in die Einsamkeit zurückgezogen sich selber zu leben, so
beschloß er, auch für den Fall, daß er länger am Leben bliebe, was
er nicht wünschte, auf die Welt Verzicht zu leisten. Ich bin müde
zu leben, sagte er dem Prediger, mit dem er die Heilswahrheiten noch
eeinmal durchgegangen, ich habe mein Herz jetzt losgerissen von meiner
Familie, meiner Armee, meinem Königreich. Am frühen Morgen des
31. Mai ließ er den anwesenden Hof zusammenkommen, und erklärte,
aber schon mit leisen Worten, die der ihm zunächst stehende Offizier
der Versammlung wiederholen mußte, daß er seinen Staat Land und
Leute, volle Gewalt und Souveränctät dem Kronprinzen überlasse;
er gab sich nicht zufrieden, ehe nicht derselbe mit dem anwesenden
Boden in das Cabinet zurücktrat, wo er mit den Minstern zu arbeiten
pflegte: er trug Podewils auf, diese Uebertragung der Regierung in
Berlin bekannt zu machen. Es war zu seiner vollkommenen Be-
ruhigung im Tode erforderlich, daß er gleichsam noch selber die neue
Ordnung der Dinge beginnen sah.
Und hierauf neigte sich diese merkwürdige Kraft zu ihrem ir-
dischen Ende.
Friedrich Wilhelm hatte vor ein paar Tagen den um ihn Ver-
sammelten den Sarg „von Eichenholz, mit kupferner Handhabe“ ge-
zeigt, den er selbst für sich hatte machen lassen, worin er zu schlafen
gedenke. Er ließ sich jetzt von seinem Leibarzt sagen, wie lange er
noch zu leben habe, eine Stunde, noch eine halbe, noch eine Viertel-
stunde: Gottlob, rief er aus, nun ist Alles vorüber. Er verschied
am 31. Mai, Nachmittag zwischen drei und vier Uhr.