Zweites Gapitel.
Erste Regierungshandlungen Friedrichs II. im Innern.
Friedrich war noch von dem ersten herben Schmerze übernommen,
als Leopold von Dessau sich bei ihm melden ließ. Der alte Fürst
konnte auch deshalb nicht zurückgewiesen werden, weil er abreisen
wollte, und erschien nun, in Thränen gebadet, umfaßte die Kniee
seines neuen Herrn, einige Augenblicke ohne eine Wort zu sagen. Als
er zu reden anfing, sprach er jedoch nicht allein sein Beileid, oder in
schicklicher Wendung seinen Glücktvunsch zum Regierungsantritt aus,
sondern er redete von der Erwartung, die er hege, daß ihm und
seinen Söhnen die Stellen verbleiben würden, in denen sie seien, ihm
namentlich die Autorität, die ihm der Verstorbene gegönnt habe.
Friedrich hatte seine Thränen getrocknet, als der Fürst eintrat, sein
Gefühl in den Grund seiner Seele zurückgedrängt; diese Aeußerung
brachte ihn zum Bewußtsein, woran er noch kaum gedacht, welch eine
Veränderung vorgegangen, daß er jetzt der König sei. Er antwortete,
er werde nicht ermangeln, den Fürsten und dessen Söhne in ihren
Stellen zu bestätigen: was aber die Autorität anbelange, die der
Fürst besessen zu haben meine, diese sei ihm unbekannt. Nachdem ich
König geworden bin, sagte er, denke ich auch das Amt eines solchen
zu verwalten, und der einzige zu sein, der Autorität besitzt. Er war
sehr zufrieden mit sich, als der Fürst, nich“ ohne Verwirrung, sich
entfernte 1).
1) Pöllnitz, der dieser Scene beiwohnte, in dem ungedruckten Theile
seiner Memoiren. Fürst Leopold sagt: qu'i! espéroit quc lui et ses fils
seroient maintenns daus tous ses emplois, du'il conserveroit personnelle-
ment toute ’autorité, qu’il avoit eu sous le feu roi. Friedrich antwortet: