Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

282 Siebentes Buch. Zweites Capitel. 
Räthen eine regelmäßige Freiheit zu gestatten und mit denselben in 
guter Harmonie zu leben; die Räthe der Kammern, keinen Neben- 
absichten Raum zu geben, alle Collisionen zu vermeiden. Er benutzte 
die Gelegenheit, die ihm ihre Glückwünsche darboten, um in sie den Ant- 
worten unter den höchsten Gesichtspunkten auf ihre Pflicht aufmerksam 
zu machen; sie sollten ihr unbedrängt, aber ausschließlich leben. 
Man hatte immer dafür gehalten, daß die Ertheilung so vieler 
Anwartschaften auf Lehngüter, Canonicate, Amtshauptmannschaften, 
wie sie die vorige Regierung auszustellen pflegte, den Rechten des 
Adels und der Stifter zu nahe trete. Friedrich II, der überdies selbst 
dadurch in Verlegenheit zu kommen fürchtete, erklärte nicht allein 
keine neuen ertheilen zu wollen, sondern er hob auch die schon ge- 
gebenen wieder auf. 6 
Bei den raschen und gezwungenen Bauten in Berlin waren nicht 
wenige in Nachtheil gerathen; Friedrich suchte sie zu entschädigen. 
Unverzüglich that er den bisherigen Jagdbelästigungen Einhalt. 
Vier Reviere der Hühnerjad zog er ein und gab Aecker, Wiesen, 
Hütungen zurück; eine große Anzahl von Hirschen und Keilern ließ 
er schießen, nicht ohne die Absicht, den Preis des Fleisches, der mit 
dem der Früchte in die Höhe gegangen, wieder herabzubringen; wenn 
er Jagden bestätigte, die sein Vater verliehen, behielt er sich doch 
vor, das Wild schießen zu lassen, sobald es für den Landbau nach- 
theilig werde. 
Einem der bisherigen Mitpächter des Amtes Egeln gab er bei 
der Uebernahme der vollständigen Pacht unter andern deshalb vor 
den Mitbewerbern den Vorzug, weil er versprach, von den Bauern 
in Atzendorf keine Dienste zu fordern, sondern sich mit der Zahlung 
ihres Dienstgeldes zu begnügen #). 
Ohne Bedenken räumte er den französchen Colonien gewisse alte 
Vorrechte wieder ein, welche die allgemeine Verfassung nicht störten; 
die lutherischen Gemeinden durften die unverfänglichen Ceremonien, 
die sein Vater so lebhaft angefeindet hatte, wieder ausüben. Er 
schämte sich beinahe, als er bei der Durchsicht des Etats für die 
Gesellschaft der Wissenschaften auf kleine Gehalte stieß, die ihr ent- 
zogen und zu gehässigen Zwecken verwandt worden waren: er ließ sie 
ohne Verzug zurückstellen. Die Wissenschaften sind dankbar; dem 
neuen König ist es allezeit zur größten Ehre gerechnet worden, daß 
er sich in den ersten Tagen des einst aus Halle verjagten Philo- 
1) Cabinetsordres vom b., 10., 11., 13., 16., 27. Juni.
	        
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