Friedrich Wilhelm I. und die Politik von 1715 — 22. Klement. 23
Gegner des Regenten seien !). Wirklich begab er sich nach dem Haag,
wo noch immer alle Fäden der Politik ineinandergriffen; man sieht
nicht, warum er dahin ging, wenn nicht in der von ihm angedeuteten,
gegen den Regenten und dessen Verbündete im Sinne Alberoni's ge-
richteten Absicht.
Eben damals war die Entführung des Regenten durch einen
Handstreich, dem sehr ähnlich, welcher gegen Friedrich Wilhelm be-
absichtigt sein sollte, wirklich auf das ernstlichste im Werke. Noch
hoffte Alberoni auf Bewegungen in Ungarn, auf eine Zurückführung
des Prätendenten.
Sollte nicht hiemit auch die Agitation am Berliner Hof zusam-
mengehangen haben. Wir lassen dahingestellt, inwiefern es mit jenen
Plänen, den König von Preußen zu überraschen, vielleicht aufzuheben,
irgendwo Ernst gewesen ist. Aber Pläne dieser Art auf der einen Seite
anzuregen, auf der andern zu verrathen, das Feuer, das in Deutsch-
land glühte, zu heller Flamme anzublasen, so daß Oesterreich und Eng-
land vollauf beschäftigt worden wären, würde den Intentionen Alberoni's
wohl entsprochen haben. Die Vermuthung drängt sich auf, daß Klements
Thun und Treiben mit den auf die Umgestaltung Europas zielenden
Entwürfen Alberoni's in Zusammenhang stand. Klement war ein kleiner
Mann, von brauner Gesichtsfarbe, mit schwarzen Augen, verführerisch
durch die Sicherheit, mit der er auftrat, kundig, wie Wenige der da-
maligen Welt; aber Unwahrhaftigkeit war ihm zur Natur geworden.
Er hatte sich in Angaben verwickelt, die einander widersprachen, von
denen aber etwas zurückzunehmen, ein gewisses Selbstgefühl ihn ab-
hielt. Den preußischen Bevollmächtigten, die ihn in Holland aufsuch-
ten, gab er nähere Nachrichten über die angeblichen Einverständnisse,
welche Prinz Eugen am preußischen Hof und unter den preußischen
Beamten habe; und folgte zuletzt doch eigentlich freiwillig denselben
nach Berlin. Er war nicht ohne Bewußtsein über die Gefahr des
Schrittes, zu dem ex sich entschloß; aber er wagte ihn, voll Ver-
trauen auf den Eindruck, den er auf den König gemacht hatte.
Als Klement nach Berlin zurückkam, wiederholte er seine früheren
Angaben mit noch größerer Zuversicht, und es gelang ihm wirklich,
dieselben dem König glaubhaft zu machen. Es gab damals zwei
1) Wenn er angiebt, er thue das im Auftrage des Prinzen Eugen, so
ist das nun freilich unmöglich; aber in all seinen Angaben findet sich ein
Gemisch von Wahrheit und Lüge; und wenn der angegebene Anlaß unrichtig
ist, so bleibt doch das Factum bestehen.