Erste Regierungshandlungen Friedrichs II. im Innern. 289
Heftigkeit wünschte und forderte, ward hier von dem Staate ge-
währt, ohne daß dieser darum hätte besorgen müssen erschüttert zu
werden.
Auch in Bezug auf die materiellen Interessen stimmten die For-
derungen der Staatswissenschaft des Jahrhunderts mit den schon ein-
geleiteten Maximen der preußischen Verwaltung zusammen, z. B. bei
Beförderung der Manufactur. Wir erinnern uns, wie Friedrich Wil-
helm I sie neu begründete; dem Generaldirectorium war es zur Pflicht
gemacht, in seinen verschiedenen Provinzialabtheilungen ihr die größte
Aufmerksamkeit zu widmen. Friedrich II hielt jedoch dafür, daß noch
mehr geschehen könne und müsse. Die Unabhängigkeit vom Ausland,
welche man bereits erworben, war ihm noch zu eingeschränkt; überdies
aber faßte er die bewußte Absicht, hier zu Lande für andere Länder
arbeiten zu lassen, und die Vortheile einer für alle Welt productiven
Industrie zu genießen. Denn dadurch lege man den Nachbarn gleich-
sam eine freiwillige Steuer auf; man habe Leute, die von ihnen ge-
nährt werden, zu einheimischen Unterthanen; man vermehre sie, worin
der wahre Reichthum der Fürsten liege, und bevölkere die Städte.
Um der Sache einen neuen Antrieb zu geben, fand er rathsam, diesen
Geschäftszweig mehr zu centralisiren, wie es auch mit andern in der
obersten Behörde von Anfang an geschehen war: er errichtete ein be-
sonderes Amt für Gewerbe und Handel, unter einem der thätigsten
älteren Beamten, den er zum Minister ernannte, Marschall, welchem
sein Freund und Lehrer von Cüstrin, Hille, beigegeben wurde. Die
Fürsorge sollte sich nicht blos auf einzelne Provinzen, sondern auf
den Staat als ein Ganzes erstrecken. Marschall begann damit, sich
von den Kammern berichten zu lassen, welche Manufacturen jede
Provinz habe, welche nicht; wie jene zu verbessern, diese einzuführen
sein möchten, wie man der Consumtion fremder Fabrikate vorbeugen,
den eigenen Absatz aber in der Fremde verschaffen könne, was man
in Accise und Zoll ändern müsse, um den Handel zu heben.
Der König war mit lebendiger Theilnahme dabei. Wie Colbert,
schickte er nach Italien, um Arbeiter in Sammet, schwerer Seide und
Seidendamast herbeizuziehen; der Gesandte in Paris erhielt den Auf-
trag, Fabrikanten von Drapd'or und andern reichen Stoffen aufzu-
suchen. Alle Jahre seiner Regierung sind mehr oder minder erfolg-
reich mit diesen Bestrebungen erfüllt.“
Wir können sagen: in dem ganzen Innern des Staates nehmen
wir drei gewaltige Kräfte wahr: die aufgerichtete Ordnung, die Ideen
v. Nanke's Werke XVII. K#.