Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Drittes Capitel. 
Auswärtige Geschäfte in den ersten Monaten. 
In jenem seinem letzten „Discurs“, auf den wir zurückkommen 
wollten, hatte Friedrich Wilhelm, wie schon bemerkt, nicht viel von 
Freundschaft und zuverlässiger Verbindung mit irgend einer Macht 
zu rühmen. Als die befreundetste von allen seit langer Zeit bezeich- 
nete er Dänemark, wie er denn überhaupt den Rath gab, mit den 
benachbarten norddeutschen Höfen — Cassel, Wolfenbüttel, Dresden 
ein gutes Vernehmen aufrecht zu erhalten. Dagegen erschienen ihm 
die Machthaber in Schweden, so lange nach dem nordischen Kriege, 
noch immer als gefährlich, und wohl um so mehr, da sich auch das 
früher so enge Verhältniß zu Nußland in den letzten Jahren gelockert 
hatte; dieser Macht gegenüber empfahl der König eine vorsichtige, 
eher neutrale Haltung: man habe keinen Grund, sich viel von ihr zu 
versprechen, doch leuchte ein, daß man in einem Kriege mit ihr mehr 
verlieren als gewinnen könne. Die dringenden Fragen lagen jedoch 
auf einer andern Seite; besonders ausführlich erklärte er sich über 
die vier Mächte, die an der jülich-bergischen Sache Theil nahmen, die 
sein vornehmstes Augenmerk ausmachte. Dem Kaiser, sagte er, müsse 
man geben, was des Kaisers sei, d. h. ihm mit aller der Rücksicht 
entgegenkommen, die das Oberhaupt des Reiches von einem Reichs- 
stand fordern könne, aber man dürfe nicht vergessen, daß er dem 
Hause Oesterreich angehöre, welches seinen eigenen Vortheil suche und 
den unabänderlichen Grundsatz befolge, das Haus Brandenburg eber 
kleiner zu machen als größer. So stehe Preußen zwar mit den 
Holländern in dem Verhältniß alter Freundschaft und guter Nachbar- 
schaft, aber jede Vergrößerung der Macht desselben, namentlich an 
ihren Grenzen, werde von ihnen nur mit scheelen Augen angesehen.
	        
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