Auswärtige Geschüfte in den ersten Monaten. 303
reich in Betracht ziehen werde, wie sehr es durch eine Verbindung
mit Preußen, bei dem steigenden Zerwürfniß mit England gefördert,
und dagegen durch eine Vereinigung Preußens mit den Engländern
in Nachtheil gesetzt werden könne. Er ließ erklären, daß er bei der
Gunst der gegenwärtigen Umstände wohl auch Jülich fordern könne,
doch solle ihm Berg genug sein: er wolle sich verpflichten Düsseldorf
niemals zu befestigen, den Rhein mit keinen neuen Zöllen zu be-
lasten, aber das Land müsse er vollständig besitzen: leiste ihm Frank-
reich für diese Erwerbung Gewähr, so könne es auf ihn rechnen.
In derselben Weise setzten Thulemeier — in seinen letzten Tagen,
und Podewils dem französischen Gesandten auseinander, daß es bei
den letzten Verabredungen sein Belvenden nicht haben könne, wenn
Frankreich eine nähere Vereinbarung mit Preußen wünsche. Damals,
sagte man ihm, habt ihr euch die Sinnesweise des verstorbenen Kö-
nigs zu Nutze gemacht, von dem ihr wohl wußtet, daß er nicht zu
den Waffen greifen würde; jetzt aber haben wir einen jungen König,
der seine Truppen brauchen, sie ins Feld führen will.
Wenn man diese Aeußerungen zusammenfaßt, und dann aus
einer Anweisung des Königs sieht, daß er das Beispiel von Gustav
Adolph aufruft und gleichsam dessen Rolle übernehmen zu wollen
scheint, ferner in seinen Briefen liest, einmal, er denke seinen Cursus
der Politik unter dem Cardinal Fleury zu machen, ein ander Mal,
er habe Lust, persönlich einen Ausflug nach Frankreich zu unter-
nehmen, um denselben zu sehen, aus seinem Gespräche Vortheil zu
ziehen!), so sollte man es für möglich halten, daß er sich ganz an
Frankreich angeschlossen hätte.
Bei jener Reise nach seinen westlichen Provinzen, die er, um
seine Schwestern zu sehen, durch die fränkischen Fürstenthümer nahm,
ließ er sich wirklich die Lust anwandeln, den Franzosen innerhalb
ihrer Grenzen einen Besuch zu machen.
Unfern von denselben trennte er sich von seinem Bruder August
Wilhelm und von Algarotti, die ihn bisher begleitet, und nun un-
mittelbar nach dem Niederrhein gingen: er selbst schlug, nur von
Wartensleben begleitet, unter dem Namen Dufour, den Weg nach
Straßburg ein. Es war, als wollte er jene Phantasie der Jugend,
1) An Camas 11. Aug.: que si mes affaires vont là bas selon mes
souhaits connus, je pourrais faire un petit tour en France, pendant
I’espace de 15 jours pour avoir la satisfaction de connaitre personnelle--
ment le’cardinal et pour profiter de ses entretiens.