Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Auswärtige Geschüfte in den ersten Monaten. 303 
reich in Betracht ziehen werde, wie sehr es durch eine Verbindung 
mit Preußen, bei dem steigenden Zerwürfniß mit England gefördert, 
und dagegen durch eine Vereinigung Preußens mit den Engländern 
in Nachtheil gesetzt werden könne. Er ließ erklären, daß er bei der 
Gunst der gegenwärtigen Umstände wohl auch Jülich fordern könne, 
doch solle ihm Berg genug sein: er wolle sich verpflichten Düsseldorf 
niemals zu befestigen, den Rhein mit keinen neuen Zöllen zu be- 
lasten, aber das Land müsse er vollständig besitzen: leiste ihm Frank- 
reich für diese Erwerbung Gewähr, so könne es auf ihn rechnen. 
In derselben Weise setzten Thulemeier — in seinen letzten Tagen, 
und Podewils dem französischen Gesandten auseinander, daß es bei 
den letzten Verabredungen sein Belvenden nicht haben könne, wenn 
Frankreich eine nähere Vereinbarung mit Preußen wünsche. Damals, 
sagte man ihm, habt ihr euch die Sinnesweise des verstorbenen Kö- 
nigs zu Nutze gemacht, von dem ihr wohl wußtet, daß er nicht zu 
den Waffen greifen würde; jetzt aber haben wir einen jungen König, 
der seine Truppen brauchen, sie ins Feld führen will. 
Wenn man diese Aeußerungen zusammenfaßt, und dann aus 
einer Anweisung des Königs sieht, daß er das Beispiel von Gustav 
Adolph aufruft und gleichsam dessen Rolle übernehmen zu wollen 
scheint, ferner in seinen Briefen liest, einmal, er denke seinen Cursus 
der Politik unter dem Cardinal Fleury zu machen, ein ander Mal, 
er habe Lust, persönlich einen Ausflug nach Frankreich zu unter- 
nehmen, um denselben zu sehen, aus seinem Gespräche Vortheil zu 
ziehen!), so sollte man es für möglich halten, daß er sich ganz an 
Frankreich angeschlossen hätte. 
Bei jener Reise nach seinen westlichen Provinzen, die er, um 
seine Schwestern zu sehen, durch die fränkischen Fürstenthümer nahm, 
ließ er sich wirklich die Lust anwandeln, den Franzosen innerhalb 
ihrer Grenzen einen Besuch zu machen. 
Unfern von denselben trennte er sich von seinem Bruder August 
Wilhelm und von Algarotti, die ihn bisher begleitet, und nun un- 
mittelbar nach dem Niederrhein gingen: er selbst schlug, nur von 
Wartensleben begleitet, unter dem Namen Dufour, den Weg nach 
Straßburg ein. Es war, als wollte er jene Phantasie der Jugend, 
1) An Camas 11. Aug.: que si mes affaires vont là bas selon mes 
souhaits connus, je pourrais faire un petit tour en France, pendant 
I’espace de 15 jours pour avoir la satisfaction de connaitre personnelle-- 
ment le’cardinal et pour profiter de ses entretiens.
	        
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