Auswärtige Geschäfte in den ersten Monaten. Herslall. 313
Der König nahm das den Unterthanen nicht so übel, wie dem
Bischof, der sie verführe und in Allem seine Hand habe.
Es war Louis, ein jüngerer Sohn aus dem Hause Berghes,
den man einst in Brüssel geringer Gestalt hatte einhergehen sehen,
der aber, seitdem er zu dieser geistlichen Würde gelangt, und ein
Fürst des heiligen römischen Reiches geworden war, um so größeres
Selbstgefühl blicken ließ. Er behagte sich darin, durch Erhöhung der
Zölle an der Maas, oder der Einfuhrabgaben, z. B. auf das luxem-
burgische Eisen, seine Nachbarn von altfürstlicher Herkunft die Be-
deutung und Gewichtigkeit eines Bischofs von Lüttich fühlen zu lassen;
er soll gesagt haben, er werde „seine Unterthanen“ in Herstall vor
den preußischen Eingriffen zu schützen wissen. Der König gab ihm
Schuld, er habe nicht allein die Rebellion geflissentlich genährt, sondern
sich an preußischen Offizieren vergriffen, einem königlichen Gesandten
Gehör zu geben verweigert, überhaupt den preußischen Namen be-
leidigt 1). Es sei nicht eigentlich ein Rechtshandel zwischen ihnen,
sondern fast eine persönliche Sache, welche er mit ihm Fürst gegen
Fürst auszumachen habe.
Am 7. September 1740 erschien der preußische Geheimerath
Rambonnet in Lüttich, um den Bischof zu fragen, ob er auf der
Souveränetät, die er sich ungerechter Weise über Herstall anmaße,
ferner zu bestehen, und die Rebellen daselbst zu unterstützen gedenke;
er forderte eine kategorische Antwort hierüber binnen zwei Tagen.
Der Bischof antwortete, in so kurzer Zeit könne er nicht einmal seine
Räthe zusammenberufen; als Reichsfürst sei er nicht gewohnt, auf
diese Weise behandelt zu werden.
Hierauf trug der König kein Bedenken weiter, den Schritt zu
thun, zu dem sein Vater sich nie hatte entschließen können; er befahl
dem Generalmajor Bork, mit 12 Compagnien Grenadiere, einer Es-
cadron Dragoner und dem nöthigen Geschütz in die lüttichsche Graf-
schaft Hoorn einzurücken. Friedrich verschmähte, was ihm gerathen
worden war, einige Notabeln des Landes aufzuheben, um sie als
Geißeln für seine Rebellen zu behalten; er wollte nur dem Bischof
zum Bewußtsein bringen, daß er mit einem mächtigen König zu thun
habe. In dem Manifest, das er erließ, sagte er: es sei ihm kein
Mittel übrig geblieben, um Gerechtigkeit zu erlangen; als großer
1) Die Minister nahmen das Netorsionsrecht in Anspruch „on seroit
bien à plaindre, si on devait se laisser insulter impunement par chaque
voisin sans oser röprimer la violence par la violence“ (30. Septemb).