Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

314 Siebentes Buch. Drittes Capitel. 
Fürst und König dürfe er sich nicht ungestraft insultiren lassen. Als 
seine Truppen Maaseyk besetzten, forderten sie zugleich 20,000 Thlr. 
Contribution von den bischöflichen Gütern, und Verpflegung. Für 
die Antwort, namentlich in letzter Beziehung, setzte der General eine 
Frist von achtundvierzig Stunden. 
In welche Bewegung gerieth Lüttich, als der Landdrost der Graf- 
schaft Hoorn, Baron Horion, mit diesen Nachrichten anlangte; in 
derselben Stunde flogen die Stafetten nach allen Seiten in das Land; 
die Landstände erschienen unverzüglich und erwogen in nächtlicher 
Sitzung die Lage ihrer Angelegenheiten. Wohl ist hier der Vorschlag 
gemacht worden, die Landmiliz aufzurufen, Gewalt mit Gewalt zu 
vertreiben. Aber die Versammelten zogen doch auch in Betracht, daß 
es nicht ohne Gefahr sei, das zur Geivaltsamkeit geneigte, auch mit 
der Regierung von Lüttich schlecht zufriedene Landvolk in die Waffen 
zu bringen: sie hielten für besser, die Verpflegung, die ihnen an- 
gemuthet wurde, zu übernehmen, und einen Austrag der Irrungen 
mit dem mächtigen König sofort zu versuchen 1. 
Schon am 31. October waren ein paar Abgeordnete von Lüttich 
in Berlin, um die frühere Unterhandlung über den Verkauf der 
Herrschaft wieder zu erneuern. 
Der König sagte, er denke nicht, sich seiner Macht über sein 
Recht hinaus zu bedienen; nachdem der Ehre von Preußen Genüge 
geschehen, sei er bereit, wieder Freundschaft zu machen, und ohne 
viel Schwierigkeit ward jener Verkauf abgeschlossen. , 
Lüttich versprach jetzt, für die Herrschaft Herstall 200,000 Thlr. 
zu zahlen, etwas mehr, als die früher bestimmte Summe, von der 
man jedoch die 20,000 Thlr. abzog, die bereits als Contribution 
gezahlt waren. Auch alle anderen alten Forderungen, die Preußen 
an das Stift hatte, und die man auf 80,000 Thlr. anschlug, sollten 
damit abgethan sein. 
Die Abgeordneten des Bischofs waren damit nicht unzufrieden. 
Der eine von ihnen, Baron Horion, sagte dem französischen Ge- 
sandten, auf eine oder die andere Weise hätte es doch zum Kaufe 
kommen müssen. Sie waren selber froh, daß die Sache zu Ende 
gebracht wurde. 
In Berlin fühlte man eine nicht geringe Genugthuung, daß 
1) Bericht an den König: Crainte de conséquences, entre autres pour 
le gouvernement Liégeois de la part des sujets meéme cette opinion pour 
une guerre a dü ceder à Topinion pour une guerre de plume.
	        
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