Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

332 Siebentes Buch. Viertes Capitel. 
lasse, wiewohl ohne Frucht, denn der Eifer desselben wachse nur 
immer, säumte jetzt nicht, einige politische Möglichkeiten namhaft zu 
machen, welche sehr hinderlich werden könnten: er schrieb darüber am 
7. November; der König antwortete ihm an demselben Tage, und 
sehr merkwürdig ist auch diese Discussion, obgleich sie nur ungewisse 
Fälle berührte. " 
Podewils fragte zuerst, wenn in diesem Augenblicke sich die 
bergische Erbschaft eröffne, ob der König wohl glaube, beide An- 
sprüche ausführen zu können, oder jene, die schon ziemlich gesichert, 
um der zweifelhafteren willen fahren lassen wolle? Friedrich ant- 
wortete, wenn der Fall eintrete, so werde er seine clevisch-westphä- 
lischen Regimenter in Berg einrücken lassen, und sich an die mit 
Frankreich getroffene Abkunft halten. 
Aber wie dann, fuhr Podewils fort, wenn Frankreich, durch 
irgend eine Landabtretung, etwa in den Niederlanden, dafür gewon- 
nen, sich mit dem Hause Oesterreich verbinde? Der König sagte, 
England und Holland werde eine Vergrößerung des französischen Ge- 
bietes in jenen Gegenden niemals zugeben: Frankreich aber sei nicht 
zu fürchten, wenn man die Seemächte für sich habe. 
Podewils hielt es für nicht unmöglich, daß sich auch Baiern 
durch irgend eine kleine Abtretung von Oesterreich befriedigen lasse: 
der Wiener Hof könne dann leicht den hannoverschen gewinnen und 
der König zwischen zwei Feuer gerathen. Friedrich bemerkte, daß 
weder das erste zu erwarten sei, da Baiern es mit seinen Ansprüchen 
sehr ernstlich meine, noch auch das zweite: denn Hannover werde sich 
nicht rühren, weil es der preußischen Hülfe übrigens bedürfe; im 
Nothfall könne es durch andere Nachbarn in Zaum gehalten werden. 
Die vornehmste von den Einwendungen, welche der Minister 
früher und damals gemacht hat, gründet sich auf die eigenthümliche 
Lage der preußischen Länder, die nicht ein Ganzes bilden, wie Frank- 
reich oder wie Spanien, sondern voneinander getrennt, und auf allen 
Seiten, im Rücken, in den Flanken, ja im Herzen den Anfällen der 
Nachbarn ausgesetzt seien 1). Er hält einen Anfall wie von Hannover 
und Sachsen, so von Rußland und Polen her für möglich. Fried- 
1) La France et I’Espagne, dont Dinterieur n'a pas besoin d'’etre 
gardé, peut plus facilement entreprendre une grande affaire, du’une 
Puissance, dont la defense en cas Tattaque affoiblit ses forces, et dont 
le dos le flanc et meme le coeur du pays sont exposés en plus d'un 
endroit.
	        
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