Ursprung der Unternehmung auf Schlesten. 333
rich zeigt die größte Vorstellung von seiner Macht und Streitkraft.
Würde Sachsen sich regen, das könne man leicht überwältigen; in
Preußen werde er 56 Escadrons und hinreichendes Fußvolk lassen,
um allenfalls einem Einbruch zu begegnen; überall werde er die
Truppen, die er herausziehe, durch andere ersetzen. Indem er in
Schlesien eindringt, glaubt er noch Kräfte genug zu haben, um
nöthigenfalls Berg in Besitz zu nehmen, und sich allenthalben zur
Wehre setzen zu können.
Und auch von Podewils dürfte man nicht glauben, daß er gegen
die Unternehmung gewesen sei. In jedem seiner Worte zeigt er sich
von der großen Aussicht nicht allein eingenommen, sondern hingerissen.
Indem er seine Einwürfe vorbringt, sagt er doch immer, er wolle
die Sache absichtlich von der schlimmen Seite betrachten: er fügt hinzu,
daß bei günstigen Umständen ein kühner und unternehmender Fürst
sich über Betrachtungen, durch welche Andere aufgehalten werden,
hinwegsetzen dürfe.
Auf den König machten noch die Nachrichten Eindruck, die so
eben eingingen.
Man erfuhr, daß der baierische Gesandte, Graf von Perusa,
ein Anrecht seines Herrn auf sämmtliche Erblande des Kaisers officiell
ausgesprochen hatte, und daß die Stimmung des gemeinen Volkes in
denselben ihm günstig war; man hörte von Rüstungen des Königs
von Sardinien, ohne daß der Zweck derselben deutlich zu ersehen ge-
wesen wäre, doch schien sich die Vermuthung einer allgemeinen Be-
wegung zu bestätigen; den größten Eindruck aber machten die Nach-
richten aus Rußland.
Es ist nicht nach dem Buchstaben zu verstehen, wenn Friedrich
einmal erzählt, die Nachricht von dem Tode der Kaiserin von Ruß-
land habe ihn vollends entschieden. Die Befehle an die Armee waren
schon erlassen, als diese Nachricht einging. Am 9. November traf
sie ein: schon unter dem Z. zeigt Friedrich seinen Ministern an, daß
er die zur Unternehmung bestimmten Regimenter angewiesen habe,
sich die noch erforderlichen Pferde anzuschaffen, sich überhaupt marsch-
fertig zu machen. Aber allerdings fühlte er sich, da man erwarten
durfte, daß Rußland entweder in seinem Innern beschäftigt, oder
beim Emporkommen einer neuen Regierung sogar für Preußen zu
gewinnen sein werde, durch dies Ereigniß in seinem Vorhaben ge-
waltig bestärkt. Alles schien ihm dazu zusammenzutreffen. „Gott
ist für uns“, ruft er einmal aus.
Die Freude, mit der sein Befehl aufgenommen ward, der Fort-