Ursprung der Unternehmung auf Schlesien. 335
den Beinamen eines Königs der Grenzstriche, und diese Franzosen
wunderten sich, daß ein solcher daran denke, allein etwas zu unter-
nehmen 1). In Versailles zeigte sich eine eigenthümliche Rückwirkung
ihrer Berichte. Ludwig XV, der sonst nur wenig an den Geschäften
Theil nahm, redete doch eines Tages, zu seiner Jagd gehend und
davon kommend, von nichts anderem, als von den Rüstungen und
Bewegungen des Königs von Preußen. Es schien beinahe, als seien
die Franzosen eifersüchtig, daß noch eine andere Macht auf der Bühne
der Welt selbständig auftreten wolle, wo bisher vornehmlich der fran-
zösische Rame geglänzt habe.
Dagegen näherte sich Preußen dem Wiener Hofe in vertrau-
lichen Eröffnungen, aber freilich solchen, die den gefaßten Beschlüssen
gemäß die außerordentlichsten Forderungen vorbereiten sollten.
Auf eine beim Tode des Kaisers vorgekommene freundschaftliche
Aeußerung des Großherzogs von Toskana antwortete Friedrich gleich
am 31. October, der Wiener Hof könne allerdings auf seinen Bei-
stand rechnen, aber nur unter Bedingungen, welche der Gefahr, der
er sich dabei aussetze, entsprechend seien, denn man habe nichts Ge-
ringeres, als einen allgemeinen Krieg zu erwarten. Das gewohnte
Zögern aber gelte diesmal nicht: wolle man ihn gewinnen, so müsse
man die Gelegenheit bei den Haaren ergreifen.
Es könnte scheinen, als sei es zu viel gesagt, daß ein allgemeiner
Krieg bevorstehe, denn wie dann, wenn Oesterreich sich mit Frank-
reich verständigte? Er wäre doch auch dann unendlich schwer zu ver-
meiden gewesen, da die Feindseligkeit zwischen Spanien und England
bereits ausgebrochen, und Frankreich tractatenmäßig verpflichtet, sowie
seines eigenen Vortheils wegen sehr bereit war, sich für Spanien zu
erklären. Die Parteien konnten wechseln, aber ein Zusammentreffen
derselben, auch in Deutschland, ließ sich bei der Lage der Dinge nicht
vermeiden.
Am 12. November bemerkt der König gegen seinen Gesandten
1) Valori 3. Dec. NMr. de Voltaire, qui se fait unc affaire de mar-
duer son veritable attachement et son profond respect pour son Eminence
et son zele pour la France a reçu hier unce lettre du roi de Prusse,
dwiil dit étre extrmement bien tournée et qu#il n’a pas osé me confier.
II 'a dit sculement, que ce prince badinoit sur ce, quc le démon de
la guerre étoit venu le saisir. Vgl. Voltaire's Briese Nr. 1050. II croit.
aussi due le roi de Prusse et le grand duc seroient ’accord. C'est
beaucoup pour le roi des lisières comme dit Voltairc, de se croire en
état d’operer seul.