Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Besitzergreifung von Schlefien. 349 
hart“, wie ein altes Tagebuch sich ausdrückt, nicht allein wider den 
Nath, sondern auch wider ihre eigenen Vorsteher, und bewirkten, daß 
das Beschlossene zurückgenommen und die Vertheidigung der Stadt 
auch für den Fall eines Angriffs den Bürgern allein übertragen 
wurde. · 
War die evangelische Bürgerschaft hiefür so entschieden und 
feurig, so erklärten sich doch auch die katholischen Geistlichen nicht 
dagegen. Sie wünschten die Vorstädte, in denen es so manche Klöster 
und Kirchen ihrer Confession gab, nicht um einer Belagerung willen 
dem Feuer übergeben zu sehen. 
Hierauf begann man in Breslau die städtische Rüstung. Die 
jungen Leute wurden aufgeschrieben, aus den Zeughäusern mit Waffen 
versehen, kriegerischen Uebungen unterworfen; man sah neben den 
Soldaten der Stadt auch die Bürger die Wache beziehen; Bekannt- 
machungen erschienen, wie, wenn das fremde Volk anrücke, ein Jeder 
mit Ober= und Untergewehr sich bei den Bürgercapitäns einfinden, 
die rothe Fahne aufgezogen, Feuer gegeben werden solle. Wir wollen 
nicht erörtern, ob diese Bürgermiliz überhaupt dazu angethan war, 
gegen die heranrückende preußische Kriegsmacht etwas auszurichten; 
sicherlich war das Princip, aus dem sie hervorging, mehr annähernder 
als feindlicher Natur. 
Auch fühlte sich Friedrich bei den Nachrichten aus Breslau an- 
getrieben, so rasch wie möglich dahin zu eilen. Eben trafen noch 
einige von den beorderten Regimentern ein, und er konnte dem Prinzen 
von Anhalt, Sohn des Fürsten, der stark genug dazu blieb, die 
Blokade von Glogau überlassen. Er fürchtete, daß sich sonst die 
österreichische Kriegsmacht doch noch in Güte oder mit Gewalt die 
Besetzung der Stadt verschaffen, und Alles unendlich schwerer wer- 
den möchte. 
So sei es recht, schrieb ihm General Schwerin, der an der mili- 
tärischen Einleitung des ganzen Unternehmens so viel Antheil gehabt, 
wie an der politischen Berathung, und der in diesen Anfängen noch 
zuweilen den Ton des Lehrers anschlug: das Geheimniß der Kriegs- 
kunst bestehe darin, seinen Feind zu überraschen, ihn in Verwirrung 
zu bringen; ein großer Capitän gehe mit Dreistigkeit vorwärts). 
Am Neujahrstag 1741, eines Sonntags, am Morgen, langte 
der König mit den Truppen seines linken Flügels, zu dem auch Dra- 
) 27. Debr. Cest le grand secret et art de la guerre de prérenir 
et étourdir son ennemi.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.