Ærstes Eapitel.
Bruch mit Oesterreich.
Wir haben gesehen, wie Alles kam, — das Unternehmen des
Königs von Preußen auf Schlesien gewagt werden und im ersten
Anlauf gelingen konnte; aber noch andere Beziehungen hat ein Er-
eigniß, als die Beweggründe, aus denen es hervorgeht, und die Um-
stände, die es möglich machen: betrachten wir die Besitznahme von
Schlesien in ihrem Verhältniß zu der politischen Ordnung der Dinge
in Europa, so konnte sie nicht anders als Erstaunen und allgemeine
Bewegung erregen.
Friedrich war in das Gebiet einer Macht eingedrungen, die von
dem stolzesten Selbstgefühl beseelt, über unerschöpfliche Hülfsquellen
verfügte, inwiefern sie dieselben zu benutzen verstand, die ein uraltes
Ansehen in Europa und eine Weltstellung besaß, die ihr unwillkür-
liche auf großen Interessen beruhende Sympathien verschaffte. Mitten
in dem durch so feierliche Friedensschlüsse festgesetzten System der
europäischen Mächte hatte Friedrich Ansprüche erneuert, an welche
außerhalb des brandenburgischen Hauses Niemand mehr dachte, große
Landschaften als sein Eigenthum in Besitz gegenommen, ohne erst
zu unterhandeln.
Das eigenthümlich Charakteristische war, daß er mit Oester-
reich doch nicht geradezu gebrochen zu haben meinte. Man hat da-
mals nicht daran glauben wollen und noch heute herrscht die Meinung
vor, Friedrich habe damit eine Feindseligkeit gegen das Haus Oester-
reich begangen, von der er sich bewußt gewesen sei, daß durch sie
jedes gute Verhältniß mit demselben auf immer vernichtet werden
müsse; Alles, was er in versöhnlichem Sinne geäußert habe, sei
eben nur Verstellung gewesen. Aus den Berathungen in Rheinsberg