Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Entzweiung zwischen England und Frankreich. 365 
Engländern zeigen, daß sie noch nicht vollkommen Herren des Meeres 
seien. Eine Erklärung, die man allgemein als ein unzweifelhaftes 
Vorspiel des Krieges betrachtete 1!); die Engländer hielten für nöthig 
sich nach Verbündeten auf dem Continente umzusehen. 
Ihr vornehmster Gedanke war, die große Allianz wieder zu er- 
neuern, welche einst den Unternehmungen Ludwigs XIV die Spitze 
geboten und sie zurückgedrängt hatte. Sie erfüllten alle Höfe mit 
Anklagen der französischen Politik, der noch immer der Gedanke eines 
allgemeinen Uebergewichts oder der Universalmonarchie vorschwebe. In 
jeder Streitfrage, wo eine solche nur auftauche, glaube Cardinal 
Fleury seine Hand haben zu müssen; er wolle das Herzogthum Berg 
theilen, um Preußen zu gewinnen und die Pfalz nicht zu verlieren: 
er mische sich in die corsikanisch-genuesischen Händel; der letzte öster- 
reichisch-türkische Friede sei, wie die meisten anderen Friedensschlüsse, 
sein einseitiges Werk; in der Türkei und in Schweden pflege er so 
eben andere dunkle, aber um so gefahrvollere Unterhandlungen, in- 
dessen breche er bereits durch die Befestigung von Dünkirchen den 
Utrechter Frieden; man müsse sich seinen Bestrebungen mit vereinten 
Kräften entgegensetzen, wenn anders das europäische Gleichgewicht 
erhalten werden solle. 
Dagegen ließ Cardinal Fleury bemerken, daß es ein Gleich- 
gewicht ebenso gut zur See wie zu Lande geben müsse; von Tage 
zu Tage wachse die maritime Anmaßung Englands:; das allgemeine 
Monopol sei es, wonach diese Seemacht strebe, man müsse sie mit 
vereinten Entschlüssen in ihre Schranken weisen. 
Im September 1740 gingen zwei französische Geschwader in 
See, das eine von Toulon, das andere von Brest; beide nahmen ihre 
Richtung nach den westindischen Gewässern, wohin auch eine indeß 
von den Engländern ausgerüstete Verstärkung ihrer Flotte gegangen 
war; ein Conflict zwischen ihnen schien unvermeidlich. 
Es war in dieser Zeit, daß sich Friedrich II, wie wir erwähnten, 
der Politik der Engländer annäherte; nicht aus Vorliebe für ihre 
Macht, sondern weil er einsah, daß Frankreich seine Forderungen am 
1) Den Berichten aus London zufolge als ein „prélude d’'un com- 
mencement de rupture infallible“. — Le parlement a declaré quml ne 
Pouroit jamais donner les mains à un accommodement que par preli- 
minaire IEspagne ne se desiste de sa prétention de visiter les batiments 
Anglais en plein mer, et d'un autre cöté on suit quc I’Espagne ne con- 
scmiro jamais à cet article. —
	        
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