Entzweiung zwischen England und Frankreich. 365
Engländern zeigen, daß sie noch nicht vollkommen Herren des Meeres
seien. Eine Erklärung, die man allgemein als ein unzweifelhaftes
Vorspiel des Krieges betrachtete 1!); die Engländer hielten für nöthig
sich nach Verbündeten auf dem Continente umzusehen.
Ihr vornehmster Gedanke war, die große Allianz wieder zu er-
neuern, welche einst den Unternehmungen Ludwigs XIV die Spitze
geboten und sie zurückgedrängt hatte. Sie erfüllten alle Höfe mit
Anklagen der französischen Politik, der noch immer der Gedanke eines
allgemeinen Uebergewichts oder der Universalmonarchie vorschwebe. In
jeder Streitfrage, wo eine solche nur auftauche, glaube Cardinal
Fleury seine Hand haben zu müssen; er wolle das Herzogthum Berg
theilen, um Preußen zu gewinnen und die Pfalz nicht zu verlieren:
er mische sich in die corsikanisch-genuesischen Händel; der letzte öster-
reichisch-türkische Friede sei, wie die meisten anderen Friedensschlüsse,
sein einseitiges Werk; in der Türkei und in Schweden pflege er so
eben andere dunkle, aber um so gefahrvollere Unterhandlungen, in-
dessen breche er bereits durch die Befestigung von Dünkirchen den
Utrechter Frieden; man müsse sich seinen Bestrebungen mit vereinten
Kräften entgegensetzen, wenn anders das europäische Gleichgewicht
erhalten werden solle.
Dagegen ließ Cardinal Fleury bemerken, daß es ein Gleich-
gewicht ebenso gut zur See wie zu Lande geben müsse; von Tage
zu Tage wachse die maritime Anmaßung Englands:; das allgemeine
Monopol sei es, wonach diese Seemacht strebe, man müsse sie mit
vereinten Entschlüssen in ihre Schranken weisen.
Im September 1740 gingen zwei französische Geschwader in
See, das eine von Toulon, das andere von Brest; beide nahmen ihre
Richtung nach den westindischen Gewässern, wohin auch eine indeß
von den Engländern ausgerüstete Verstärkung ihrer Flotte gegangen
war; ein Conflict zwischen ihnen schien unvermeidlich.
Es war in dieser Zeit, daß sich Friedrich II, wie wir erwähnten,
der Politik der Engländer annäherte; nicht aus Vorliebe für ihre
Macht, sondern weil er einsah, daß Frankreich seine Forderungen am
1) Den Berichten aus London zufolge als ein „prélude d’'un com-
mencement de rupture infallible“. — Le parlement a declaré quml ne
Pouroit jamais donner les mains à un accommodement que par preli-
minaire IEspagne ne se desiste de sa prétention de visiter les batiments
Anglais en plein mer, et d'un autre cöté on suit quc I’Espagne ne con-
scmiro jamais à cet article. —