Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

384 Achtes Buch. Zweites Capitel. 
Aber auch dies, fügt der Marschall hinzu, werde sie dem guten 
Willen von Frankreich verdanken. Denn wie wollte sie so vielen 
mächtigen Staaten zusammen Widerstand leisten. Deren Verbindung 
allein sei schon genug, die Sache zu entscheiden; des Schwertes werde 
es nicht viel bedürfen. Und sei es einmal dahin gebracht, wer werde 
dann jemals Kraft genug haben, sich mit Frankreich zu messen? 
„Die Seemächte werden nichts mehr vermögen, ein Haus Oesterreich 
wird es nicht mehr geben, das königliche Haus von Frankreich wird 
so lange es besteht, Schiedsrichter und Herr von Europa sein.“ Es 
scheint ihm nicht anders, und er spricht es mit dürren Worten aus, 
als daß die Vorsehung die Lage dieser Dinge hervorgerufen habe, 
um das Schicksal der Welt in die Hand des Hauses Bourbon zu 
legen ½. 
Die Aufforderungen von Spanien trafen mit den Regungen des 
bourbonischen Ehrgeizes in Frankreich selbst zusammen, und Alles war 
schon in kriegerischer Stimmung, als Fleury, von dem wir voraus- 
setzen können, daß er eben dies erwartete, die Sache in einem Mi- 
nisterrath zu förmlicher Discussion brachtet. 
Und hier nun drang zuerst die Ansicht durch, auf welche auch 
Belleisle's Denkschrift am meisten baut, daß Frankreich die Erhebung 
eines geborenen Herzogs von Lothringen zum römisch-deutschen Kaiser 
nicht zugeben dürfe. Wie sie einst Lothringen nicht mit den Erb- 
landen des Hauses Oesterreich verbinden lassen wollten, so schien es 
ihnen unerträglich, daß nun der verstoßene Fürst dieses Landes, von 
dessen Haß gegen Frankreich man ohnehin viel zu sagen wußte, die 
Rechte des Kaiserthums ausüben solle 2). Dahin ging die einmüthige 
1) Il semble que lla providence a tout exprös formé la situation 
de I’Europe et les intérets des puissances, pour faciliter à la maison 
de France les moyens naturels et indispensables de sugrandir; ct pour 
mettre dans ses mains pour toujours la destinée de I’Europc. Die Ga- 
rantie bestreitet er mit den Gründen von Spanien, — on peut avec la plus 
exacte Cquité attaquer ct renrerser la pragmatique, purce qu’elle com- 
prend dans ses dispositions plusicurs grands états et royaumes, qui ap- 
Partiennent au roi (de Fr.) à juste titre. Für den König von Frankreich 
nimmt er das Erbrecht in Auspruch, besonders auf Böhmen und Ungarn, 
kraft der Festsetzung von 1617 que les filles descendues de Philipp II er- 
cluem la posterité feminine de Ferdinand II. 
2) In einem Schreiben des holländischen Gesandten Hony an Fagel 
(1745) 29. Jan. wird dies als der vornehmste Grund des ganzen Krieges 
angesehen. Qmil me soit permis, de faire rescuvenir à L. II. P. due la 
Drévention, on on est ici sur unc hainc inveterée contre la France, qu'on
	        
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