Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

386 Achtes Buch. Zweites Copitel. 
sie den Höfen in Versailles, München und Dresden das preußische 
Erbieten, die Erbfolge gegen aͤlle anderen Ansprüche zu vertheidigen, 
in eine große Allianz gegen Frankreich zu treten, mittheilten. Sie 
mochten voraussetzen, daß Friedrich mit diesen Mächten, besonders 
der ersten, bereits Verbindungen angeknüpft habe, worauf er als 
zweizüngig und höchst unzuverlässig erschienen wäre. Da das aber 
nicht der Fall war, da er den Franzosen von seinem Unternehmen 
nicht einmal Nachricht gegeben, so bewirkten sie nur, daß diese, zu- 
gleich von dem Verwerfen jener Erbietungen durch Oesterreich unter- 
richtet, um so mehr die Hoffnung faßten, Preußen auf ihre Seite 
zu ziehen. Man beschloß in Versailles, dem bereits im Siege be- 
griffenen König Allianz anzubieten. Der Gesandte ward am 14. Ja- 
nuar 1741 beauftragt, demselben zu erklären, Frankreich ziehe eine 
Verbindung mit ihm jeder andern vor, habe nicht die mindeste Eifer- 
sucht über eine Vergrößerung der preußischen Macht nach jener Seite 
hin, und wünsche seinem Unternehmen einen glücklichen Ausgang; 
wofern er die Ansprüche des Kurfürsten von Baiern anerkenne und 
denselben zur kaiserlichen Krone zu befördern verspreche, wolle es mit 
ihm in ein Bündniß zu gegenseitiger Vertheidigung treten !). Dem 
Gesandten ward der Entwurf eines solchen Bündnisses, und die Voll- 
macht, es abzuschließen, übersendet. 
Haltung des Königs von Preußen. 
Am 29. Januar kam Friedrich II, nachdem er die schlesischen 
Grenzen gegen den Einfall eines österreichischen Heeres einigermaßen 
in Stand gesetzt, nach Berlin zurück 2), in blühender Gesundheit, die 
durch die Anstrengungen des kurzen Feldzuges eher gewonnen hatte: 
des andern Tages erschien er wieder auf einem Hofball, jedoch nicht 
so ganz unbenommenen Geistes, wie anderthalb Monate früher; er 
sprach lange und angestrengt mit den fremden Gesandten, für welche 
diese Bälle als Audienz dienten. 
1) S. A. consent aussi à cimemter des aujourdhui son amitié avec 
le roi de Prusse pour une alliance déefeneive, desque ce prince entrant 
dans les memes vues de S. A. voudra bien S'engager à procurer la 
couronnne imperiale a l’électeur de Bavière ainsi que les justes préten- 
sions de cette maison. 
2) Valori 30. Jan. S. M. Prussienne arriva hier avant midi, qucique 
ses précurseurs Mr de Gotter et NMr de Camas ayent assuré aux reines, 
du’il ne pouvoit arriver, du'aujourdhui au scir.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.