Haltung Friedrichs II. 389
Hierauf faßte nun Podewils die preußischen Forderungen in der
nachher oft wiederholten Formel zusammen: Niederschlesien und Bres-
lau. Der Beschluß war: in Bezug auf Frankreich sich nur zu hüten,
daß man es nicht verliere, und dagegen die Vermittelung der See-
mächte und Rußlands für die Forderung, wie man sie aufstellte, in
Anspruch zu nehmen.
War es aber nicht sehr zweifelhaft, ob man damit Eingang
finden werde? Mußte man nicht vielmehr besorgen, daß die An-
mahnungen des Wiener Hofes den alten Verbündeten indirecten oder
sogar directen Beistand abgewinnen würden?
Es liegt ein großer Beweis von Beharrlichkeit und Willen darin,
daß man an dem einmal ergriffenen Systeme trotz dieser Möglich-
keiten festhielt; es ist sehr die Gesinnung einer großen Macht, daß
man im Augenblick des Kampfes und der Gefahr dennoch Bedenken
trägt, die Hand einer andern zu ergreifen, welche dadurch ein un-
bequemes Uebergewicht in Europa davontragen könnte.
Doch wollen wir den moralischen Werth dieser Politik darum
nicht zu hoch anschlagen.
Friedrich und Podewils schlossen aus einzelnen Aeußerungen,
daß es ihnen leichter, und dem österreichischen Hofe schwerer werden
würde, die Mächte der alten Allianz für sich zu gewinnen, als es
sich hernach gezeigt hat.
Das Unternehmen auf Schlesien war so leicht gegangen, daß
man sich auch von der militärischen Kraft, welche Oesterreich einsetzen
könnte, keine rechte Vorstellung bildete.
Um die Dinge zu einer Entscheidung zu bringen, mußten erst
neue Erfahrungen im Felde wie in der Politik gemacht werden.