Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Unterhandlungen mit Frankreich. 417 
hauptet, es würden nur ein paar hunderttausend Gulden nöthig ge- 
wesen sein, um den Adel von Krakau, Masovien, Litthauen zu einem 
Einfall in die preußischen Grenzen zu bewegen. 
Was würde geschehen sein, wenn Friedrich bei Mollwitz ge- 
schlagen worden wäre? Und auch noch nach diesem Siege erschien 
die Gefahr sehr drohend; erst alsdann war es, daß die Beschlüsse 
der Engländer bekannt, die holländischen gefaßt wurden. 
Um jedem Anfall von Hannover oder von Sachsen her zu be- 
gegnen, ward in der ersten Hälfte des April ein Lager bei Branden- 
burg gebildet, unter dem Fürsten von Dessau; so unzweifelhaft er- 
schienen diesem auch noch nach jener Schlacht die feindseligen Absichten 
der Gegner, daß er für unerläßlich hielt, den Krieg gegen dieselben 
ohse Weiteres zu eröffnen. 
Es war doch in der That keine geringe Versuchung, als in 
diesem Momente, wo Alles nur Feindschaft und Verderben drohte, 
die Franzosen dagegen ihre Bundesanträge auf das dringendste er- 
neuerten. Gegen Ende April traf einer der vornehmsten Urheber der 
französischen Rathschläge, Marschall Belleisle, in dem Lager bei Moll- 
witz ein, um den längst entworfenen Vertrag zum Abschluß zu 
bringen. 
Es würde verlorene Mühe sein, sein Anbringen auseinander- 
zusetzen. Friedrich wußte im voraus, wohin es gehen werde, und 
überlegte sich im voraus, wie er es aufzunehmen habe. Wie gefährlich 
auch die Dinge um ihn her stehen mochten, so beschloß er doch noch- 
mals, die Verbindung mit den Franzosen abzulehnen. 
Was der Marschall über die Unterhandlungen Preußens nach 
anderen Seiten hin sagte, hörte er mit großer Seelenruhe an. Da- 
gegen stellte er demselben die Schwierigkeit und Gefahr seiner Lage 
vor, — wie sich Neipperg in Schlesien täglich gegen ihn verstärke, 
und man indeß drei andere Armeen gegen ihn ins Feld zu bringen 
suche: eine russische in Liefland und Curland, eine hannoversche mit 
dänisch-hessischen Hülfsvölkern im Eichsfeld, eine sächsische an der 
Elbe. Er habe dagegen nur noch Eine Armee unter dem Fürsten 
von Anhalt aufstellen können; diese zähle 30,000 Mann, und jene 
80,000 Mann. Würde er sich für Frankreich erklären, so würden 
alle diese Kriegskräfte ohne weiteren Verzug sich auf ihn stürzen und 
ihn zu vernichten suchen, ehe er von dort die mindeste Hülfe em- 
pfange. Wolle Frankreich seinen Bund, so müsse es Schweden in 
Stand setzen, eine Diversion gegen Rußland zu unterne men, den 
v. Ranke's Werke XXVIl. XxvI.
	        
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