Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Englische Vermittelung. 423 
lang wollen wir noch zögern und uns von London und Wien 
täuschen lassen! 
Podewils ersuchte ihn, nur noch ein paar Tage zu warten, bis 
Hyndfords Staatsbote mit einer officiellen Antwort zurückgekommen 
sei; während der Unterhandlung werde England, durch seinen eigenen 
Vortheil gefesselt, gewiß nichts gegen Preußen unternehmen; er brachte 
die Aufstellung bestimmterer Bedingungen, des neuen Ultimatum, in 
Erinnerung. 
Der König antwortete mit einem Selbstgefühl, das sonst in ihm 
fast niemals erscheint: der Besiegte müsse Anträge machen, der Sieger 
bewillige; aber er sehe wohl, die Absicht der Engländer sei nur, dies 
zu verhindern, daß er nicht mit den Franzosen Verbindung schließe, 
so lange es noch Zeit, noch ein unmittelbares Eingreifen von diesen 
zu erwarten sei. Er würde sich schämen, von einem Italiener be- 
trogen zu werden, geschweige denn von einem Hannoveraner, der ihn 
mit aller möglichen Derbheit hinters Licht zu führen versuche. „Aber 
wir müssen ihren Absichten zuvorkommen und uns Verbündete ver- 
schaffen. Haben wir Bundesgenossen, so wird man uns Respect be- 
weisen; haben wir keine, so wird ein Jeder uns verspotten.“ 
Unter andern wendete Podewils gegen die französische Allianz 
ein, daß man dadurch einen Krieg eröffne, dessen Ende sich nicht 
absehen lasse, und wobei Frankreich das Meiste gewinnen werde. 
Der König bemerkte ihm, der erste Schluß sei unrichtig: durch die 
Allianz werde man den Feinden so weit überlegen, daß der Krieg nur 
eine kurze Zeit dauern könne: und dann: „warum sollen wir denen 
ihren Vortheil beneiden, die uns den unsern mit Vergnügen gönnen?“ 
Friedrich wiederholt, wenn er ferner allein handle, so werde er 
sich zu Grunde richten; eine starke Partei zu sinden, von der man 
unterstützt werde, das heiße sich behaupten. Er versprach noch inne- 
zuhalten, bis der Courier mit der Antwort zurück sei; aber ich will 
nicht verhehlen, fügte er hinzu, nach der Ankunft desselben werde ich 
nicht eine Stunde säumen, meinen Entschluß zu ergreifen. 
Indem in Schlesien König Friedrich und sein Minister diese An- 
sichten austauschten, von denen man sieht, daß sie doch im Grunde 
übereinstimmten, und die Entscheidung von der Antwort des Wiener 
Hofes abhängig machten, wurde nun dort über eine solche sehr ernst- 
lich berathen; am 24. Mai war man so weit, sie dem englischen 
Gesandten Robinson zu geben. 
„Die Königin“, wird darin gesagt, „sei nicht abgeneigt, eine 
Abkunft mit dem König von Preußen zu treffen, welche gerecht und
	        
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