Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

424 Achtes Buch. Viertes Capitel. 
vernünftig genannt werden könne; um aber so zu heißen, müsse sie 
sowohl der Sache als den bestehenden Tractaten angemessen sein. 
Was die Sache anbetrifft, so seien die preußischen Ansprüche in sich 
selbst nichtig 1); was die Tractaten angeht, so müsse die pragmatische 
Sanction aufrecht erhalten werden. Vorschläge wolle man nicht machen, 
sondern erwarte deren.“ Man sieht, die Antwort war vollkommen 
ablehnend 2. 
Um doch Einen annähernden Schritt zu thun, erklärte der 
Kanzler von Böhmen, daß er eine Verpfändung für nicht unmöglich 
halte. Vielleicht sei die Königin zu bewegen, daß sie Glogau mit 
Grüneberg und Schwiebus auf einige Zeit als Pfand an Preußen 
überlasse, doch müsse diese Zeit im voraus genau bestimmt werden ?2). 
Er ging aber auch damit nur sehr behutsam heraus; er wollte es 
nicht ausgesprochen haben, und sagte, er werde es ableugnen, wenn 
man es ihm zuschreiben wolle. 
Welch ein Vorschlag! Nicht, was Friedrich damals schon als 
durchaus annehmbar bezeichnet hatte, die Abtretung zweier Herzog- 
thümer, sondern die Verpfändung eines einzigen, mit ein paar Aemtern 
auf eine bestimmte Anzahl von Jahren, und überdies in ungewisser 
Aussicht. Was sollte dann, worauf Friedrich so viel Werth legte, 
aus Breslau und den Evangelischen werden? 
Der englische Gesandte hatte noch auf einen Waffenstillstand 
wenigstens auf ein Jahr angetragen, aber der Wiener Hof wies das 
zurück, weil dann Schlesien noch ein Jahr länger in preußischer Ver- 
1) Note vom 24. Mai: La reine M'est pas Cloignée Tun accommode- 
ment avcc le roi de Prusse, qui vü le néant de ses prétentions puisse 
etre qualifice de veritablement raisonnable. — Mais elle croit en meme 
tems, que pour qu'un accommodement puisse Gtre juste et raisonnable 
il doit Gtre conforme à la justice de la cause à la disposition des traités. 
et aux stipulations avec la cour de Saxe auxquelles la reine a été en- 
gagée par les rives instances et exhortations — de S. M. Brque etc. 
2) Was die Königin in ihrer ablehnenden Haltung bestärkte, war der 
damals mit Sachsen unterzeichnete Vertrag, der sich auf die Lausitz und Crossen 
erstreckt (11. April), über dessen Ratification neue langwierige und endlich 
fruchtlose Verhandlungen entstanden sind, der aber doch im ersten Augenblicke 
ein gemeinschaftliches Interesse zwischen Sachsen und Oesterreich zur Erschei- 
nung brachte. 
3) Robinson 25. Mai: The manner and the term of the Fears of 
mortgage must be Specificallf regulated and the actual sum to be 
advanced upon the said mortgage fixed. Friedrich erzählt, wie bekannt, 
er würde sich einst mit der Abtretung von Glogau begnügt haben, doch war 
dies vor der Schlacht; in den Acten fand ich keine Spur davon.
	        
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