Schlesischer Feldzug im Sommer 1741. 433
Schlesien niemals wieder gegen ihn zu dienen, anderwärts aber we-
nigstens nicht binnen der beiden nächsten Jahre; dann ließ er sie
ziehen. So gerieth der Lieblingssitz der alten Herzoge, von denen die
brandenburgischen Ansprüche stammten, in seine Hand, doch war das
Schloß — ein schönes Denkmal ihrer Kunstliebe — dabei von seinem
Geschütz zerstört worden. Am 6. Mai huldigte die Bürgerschaft, und
man kündigte ihr an, daß fortan der Rath zur Hälfte aus Evan-
gelischen bestehen werde.
Für die Kriegsgeschichte ist dabei vielleicht das Merkwürdigste,
daß die Eroberung gelang, ohne daß das nahe feindliche Heer das
Mindeste dagegen vorzunehmen wagte.
Neipperg war ganz zufrieden, daß der König nur ihn nicht
sofort selber angriff. Er benutzte die Zeit, unter seinen Leuten einige
Ordnung zu machen, Verstärkungen herankommen zu lassen, und vor
allem sich zu befestigen. Unfern von Neiße verschanzte er sich in
einem von Gebirgswassern und Wehrteichen gedeckten Lager der-
gestalt, daß er den Anfall auch des tapfersten Heeres nicht zu fürchten
brauchte.
Der König faßte einmal in Sinn, in das Glatzische vorzurücken,
um den Krieg ins Gebirge zu ziehen, was bei seiner Ueberlegenheit
an Jußvolk vortheilhaft sein werde; aber der Fürst von Dessau er-
innerte ihn, daß ein Gebirgskrieg seine eigenen Regeln habe, und
es einer nicht darauf eingeübten Infanterie nicht so leicht sei, in den
Gebüschen und Bergen recht zu agiren 1).
Der Fürst gab dem König den Rath, etwa bei Löwen über die
Neiße zu gehen, Oberschlesien und Mähren zu bedrohen, dann werde
sich Neipperg unfehlbar über Zuckmantel, woher er gekommen, zurück-
ziehen; allein auch er irrte sich: Neipperg war in jenen Gegenden so
stark, daß sich eine Bewegung dieser Art nicht ohne die größte Ge-
fahr hätte ausführen lassen.
Friedrich schlug zunächst ihm gegenüber ein Lager bei Grottkau
auf, in der Hoffnung, es hier zu einer offenen Schlacht zu bringen;
allein Neipperg rührte sich nicht, und ihn in seinem festen Lager an-
zugreifen, erschien als eine Sache der Unmöglichkeit.
von allen Batterien und Kesseln verdoppelt, — erst um Mittag bittet der
Commandant um Sitillstand auf 4 Tage, nicht auf 14, wie das Tagebuch
des Feldpredigers hat — und da ihm dieser versagt wird, schlägt er Chamade
um 3 Uhr.
1) Schreiben des Königs vom 10. Mai bei Orlich I, 332; Antwort des
Fürsten vom 14. Mai im k. A.
v. Nanke's Werke XXVII. XNVIII. 28