Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Schlesischer Feldzug im Sommer 1741. Besetzung von Breslau. 437 
Mit diesem Unternehmen beauftragte er Schwerin, der ganz 
damit einverstanden war, und es, auch hier mit dem Erbprinzen 
von Dessau zusammen, auf das glücklichste, gleichsam spielend, ins 
Werk setzte. 
Am 10. August 1741, des Morgens, stellten sich noch einmal 
ein paar Fähnlein der Breslauischen Bürgerschaft in den Straßen 
von dem Nicolai= nach dem Sandthor hin bewaffnet auf; der Stadt- 
major, mit seiner Corporalschaft, führte ein Commando preußischer 
Grenadiere, die um den Durchzug gebeten, herein; plötzlich aber mußte 
er wahrnehmen, daß es, statt ihm nach dem entgegengesetzten Thore 
zu folgen, den Weg nach dem Marktplatz einschlug; er eilte ihm nach 
und erklärte dem Befehlshaber, Erbprinzen Leopold, seine Durchlaucht 
verfehle des Weges; der Prinz antwortete, für diesmal möge der 
Major seinen Degen nur einstecken; der Befehl des Königs sei, daß 
sie hier in der Stadt bleiben sollten. Indem waren, wie das erste, 
so auch andere Thore, wo man Bagagewagen hatte anfahren lassen, 
so daß sie nicht geschlossen, noch die Zugbrücken aufgezogen werden 
konnten, von den preußischen Truppen in Besitz genommen; die 
städtischen Wachten wurden allenthalben entwaffnet, nicht allein ohne 
Widerstand, sondern unter Lachen und Scherzen. 
Um die Sache zu vollenden, beschied der Feldmarschall Schwerin 
unverzüglich den Magistrat in das Fürstenhaus, erinnerte ihn an die 
mancherlei Meutereien und geheimen Verständnisse, die seit einiger 
Zeit zu Tage gekommen; der König wolle alles das vergessen, ver- 
lange aber, daß ihm für die Zukunft der Eid der Treue geleistet 
werde. Niemand hatte den Muth, solchen zu verweigern: des andern 
Tages schwur auch die Bürgerschaft, Zunft und Zechen. Darauf brachte 
sichert, daß nicht nur falls es mit der Action zu Mollwitz anders ausgeschlagen 
wäre, der dortige Magistrat nebst den Catholischen den Oesterreichern Thür 
und Thor eröffnet und alles was von mir in und vor der Stadt gewesen, 
sacrificirt haben würden, sondern daß auch noch beständig intriguirt wird, die 
ihnen so lieben Oesterreicher dahin zu ziehen, um vielleicht durch eine Sur- 
prise dieselben in die Stadt zu bringen oder wenigstens meine dasigen Maga- 
zine zu ruiniren. Es ist auch außer allem Zweifel, daß die Occupation von 
Breslau noch beständig das but der Oesterreicher ist, daß dieselben mich bei 
allen Gelegenheiten zu allarmiren, auch mich in allen Entreprisen damit zu 
behindern suchen — — — Ich bin also dieses beständigen Cabalirens müde, 
und daher determinirt solchem ein Ende zu machen, meinen Feinden das Prä- 
venire zu spielen, und durch eine Surprise und coun de main mich der 
Stadt Breslan zu bemächtigen.
	        
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