Sechstes Eapitel.
Ausbruch des österreichischen Erbfolgekrieges.
Seit dem Tage, wo Richelien den Entschluß gefaßt hatte, mit
den Kräften nicht allein von Frankreich, sondern der Verbündeten, die
es zu gewinnen vermöge, dem Hause Bourbon das Uebergewicht über
das Haus Oesterreich in der Welt zu verschaffen, waren noch nie
Umstände eingetreten, welche zu voller Erreichung dieses Zieles
günstiger gewesen wären.
Im Sommer 1741 brauchten die Bourbonen schon nicht mehr
ihre Augen mit so vieler Besorgniß nach Südamerika zu richten.
In Folge der oben erwähnten Beschlüsse hatten zwar die Engländer
eine Flotte von mehr als 30 Linienschiffen bei Jamaica versammelt,
nicht ohne eine ansehnliche Landmacht, und alsdann im März 1741
einen Angriff auf Carthagena unternommen, dessen Besitz ihrem
Handel unendlich zu Statten gekommen sein würde. Aber indeß
hatten auch die Spanier, von dieser Absicht zeitig unterrichtet, die
natürliche Stärke dieses Platzes durch gute Anstalten vermehrt; einer
ihrer besten Offiziere, der den Alten nacheiferte, der Vicekönig Eslava.
leitete die Vertheidigung mit vieler Umsicht; nach einigen Erfolgen,
welche in London Alles hoffen, in Madrid Alles fürchten ließen, ward
ein Anlauf der Engländer, der den Ausschlag geben sollte, so tapfer
er auch vollzogen ward, mit großem Verluste zurückgewiesen. Die
Krankheiten des Klima, einige andere Unfälle kamen hinzu; diese
Pläne mußten vollkommen aufgegeben werden 1).
1) Vgll. Lord Mahon ch. 22. Cochrane (Travels in Colombia) meint,
wenn Vernon nur ein paar Kanonen auf die Höhe La Popa gebracht hätte,
welche die Stadt beherrscht, so würde er sie eingenommen haben, eine sehr