Ausbruch des österreichischen Erbfolgekrieges. 445
nichts übrig, als daß es dem Kurfürsten die Truppen stellte,
deren er bedurfte; denn den Prieg sollte er immer in seinem eigenen
Namen führen; und ihn auch in den Stand setzte, diese Truppen zu
besolden. Nur hierdurch konnte dem dringenden Verlangen des Königs
von Preußen, in der aggressiven Action von Baiern unterstützt zu
werden, Genüge geschehen. Diese Festsetzungen bildeten den wesent-
lichen Inhalt jenes Tractats; sie entsprechen den Forderungen des
Königs von Preußen und zugleich dem französischen Interesse dem
Hofe zu Wien gegenüber. Noch weiter aber mußte Dies führen.
Den erwähnten Bestimmungen des Tractats gingen noch andere zur
Seite, welche sich auf die Unterstützung Carl Alberts zur Erwerbung
der kaiserlichen Krone beziehen. Auch darauf hatte der König ge-
drungen. Er hatte aufmerksam gemacht, daß ohne eine starke Auf-
stellung der Franzosen am Niederrhein der Großherzog von Toskana
unzweifelhaft zum Kaiser gewählt werden würde, denn er sei der
stärkere, und darauf komme es an. Diese Erhebung des Hauses
Oesterreich-Lothringen auf den deutschen Thron war es aber eben,
was Frankreich am meisten fürchtete. Dem Kurfürsten von Baiern
wurde das Versprechen gegeben, daß in kurzem 60,000 Franzosen am
Rhein erscheinen würden, um die Gegner seiner Ansprüche auf das
Kaiserthum im Zaum zu halten. Dagegen behielt sich der König
von Frankreich alle die Eroberungen vor, die er in dem Kriege machen
werde, namentlich wenn er, um den Kaiser zu unterstützen, eine Di-
version in den Niederlanden unternehme. Die von Carl Albert be-
willigten Gegenleistungen, bei denen man besonders in Bezug auf den
Barrieretractat doch sehr ins Einzelne ging, gehörten dazu, um Lud-
wig XV und Cardinal Fleury zu vermögen, sich so entschieden seiner
Sache anzunehmen.
Wenn es dann noch einige Schwierigkeiten gab, so lagen diese
nur in der Auseinandersetzung mit den andern Fürsten, welche ein
Recht an die große Erbschaft geltend machten.
Man sollte es kaum glauben, aber es ist wahr, daß die in
Spanien regierende Linie des Hauses Bourbon, nicht zufrieden mit
der beabsichtigten Ausstattung Don Philipps, auf den Grund ihres
Erbrechtes auch auf einige Provinzen diesseit der Alpen, Anfangs
sogar auf Tirol, später wenigstens auf das Gebiet von Trient und
auf Kärnthen Anspruch erbob. Mit Mühe brachte man sie dahin,
diese fallen zu lassen, und sie erklärte sich bereit, auch ihrerseits
dem künftigen Kaiser Subsidien zu zahlen, hinreichend, um daraus
12,000 Mann ins Feld zu stellen; aber sie forderte, daß wenigstens