Ausbruch des spanisch-österreichischen Erbfolgelrieges. 449
spanisch- französischen Subsidien in den Stand gesetzt war, seinerseits
ein Heer von 20,000 Mann ins Feld zu stellen. Mitte August sollte
die erste Colonne dieser Armee den Rhein überschreiten, Ende August
in Donauwörth sein.
Die zweite französische Armee unter dem Grafen Maillebois,
sollte sich Anfang August an der Maas zusammenziehen, Lüttich
und Dinant besetzen, Düsseldorf gegenüber lagern: hier sollten sich
ihr die Truppen der Kurfürsten von Cöln und von Pfalz anschließen,
die ebenfalls Subsidien empfingen; während jene angriff, sollte diese
jede Einwirkung von England oder Holland her zurückhalten, Han-
nover bedrohen und wohl auch, wovon jedoch nichts verlautete, die
Eroberung vorbereiten, die man in den Niederlanden zu machen
gedachte.
In Brest war eine Flotte ausgerüstet, die, wenn es nöthig sei,
nach der Ostsee gehen und den Schweden zu Hülfe kommen sollte.
Diesmal war es Ernst: der Juli verging nicht, ohne daß
in Deutschland der Krieg ausgebrochen wäre 1). Am letzten Tage
dieses Monats, früh am Morgen, drangen baierische Truppen in
Passau ein.
Im tiefsten Frieden hielt dort der Fürstbischof, Cardinal Lam-
berg, in der Veste Oberhaus Hof: daselbst hatte er eine Besatzung
von nur 70 Mann. Aber die Baiern zogen in Betracht, wie viel
von jeher auf den Besitz dieses wohlgelegenen Platzes angekommen
war. An jenem Morgen ließ General Minuzzi, der sich mit einer
Abtheilung baierischer Truppen unvermerkt genähert hatte, ein Post-
horn ertönen, und als der Pförtner öffnete, seine Grenadiere daselbst
eindringen. Nachdem er sich der Hauptwache und der ganzen Stadt
bemächtigt hatte, ward der Bischof aufgefordert, seine Veste ihnen zu
überliefern. Man ließ ihm nur zwei Stunden Bedenkzeit; würde er
sich weigern, so sei man gerüstet, sich den Weg mit Bomben zu er-
öffnen. Dem Fürstbischof blieb nichts übrig, als sich zu fügen und
zu protestiren 2.
1) In den Auszügen bei Heigel (a. a. O., S. 3790) wird ein Brief Bell-
eisle's an den Kurfürsten vom 25. Juni erwähnt, in welchem derselbe davon
unterrichtet wird, daß er nun endlich der Hülfe von Frankreich vollkommen
sicher sei. Was in Nymphenburg im Allgemeinen zugefagt worden, ward
nach den Beschlüssen des Conseils in präciser Form zur Ausführung vor-
bereitet.
2) Species Facti, des durch die churbaierischen Truppen so unversehens
und gewaltsamer Weise Ueberfalls der Stadt Passau. — Eingabe des Pas-
v. RNanke's Werke XXVII. XXVIII. 29