450 Achtes Buch. Sechstes Copitel.
Und während nun Beschwerden „über den Unfug dieser uner-
hörten Thathandlung“, wie man sich in Wien ausdrückte, von der
einen und Rechtfertigungen von der anern Seite gewechselt, von
beiden Regierungen aber zugleich Rüstungen an den Grenzen vor-
genommen wurden, die bei weitem nachdrücklicheren von der baierischen,
erschienen die französischen Truppen — 15. August — über dem
Rhein.
Es ward dafür gesorgt, daß sie nur als Hülfsvölker auftraten.
In einem feierlichen Patent ward die Oberanführung dem Kurfürsten
überlassen, der über das Heer verfügen könne wie der König von
Frankreich selbst. Bei der Ausfertigung hatte man Anfangs sagen
wollen, die Truppen seien bestimmt, die Freiheit der Stimmen am
Wahltage aufrecht zu erhalten, aber der Minister der auswärtigen
Angelegenheiten bemerkte, daß alsdann der König in seinem eigenen
Namen würde handeln müssen. Die Franzosen trugen die baierischen
Farben, und hielten in der That damals sehr gute Mannszucht; sie
versäumten nicht, sich von den Magistraten der Städte, durch die sie
kamen, Bescheinigungen geben zu lassen; nirgend fanden sie Wider-
stand. Der Kurerzkanzler des deutschen Reiches erklärte, diese An-
gelegenheit betreffe nicht das Reich, sondern nur die Verhältnisse
der Höfe von München und von Wien, in die er sich nicht mischen
werde. Wenn ja Jemand Anstoß daran nahm, daß es Fremde seien,
die der Kurfürst in das Reich ziehe, so erwiederte dieser, er rufe nur
Franzosen, die mit dem Reiche in altem Bündniß stehen; der ver-
storbene Kaiser habe Russen herbeikommen lassen, von denen man
dies nicht sagen könne.
In der Mitte September war das ganze westliche Deutschland,
am niedern Rhein jenseit, am obern diesseit von französischen Truppen
erfüllt.
Der Kurfürst von Baiern hatte zwei Truppencorps aufgestellt.
das eine zu Schärding, zu dem er sich selbst begab, das in Oester-
reich, das andere, in der Oberpfalz, das in Böhmen einfallen sollte.
Zu beiden stießen nun nach und nach die französischen Hülfs-
völker.
Am 12. September überschritt Carl Albert die österreichische
Grenze. Unmittelbar darauf, vor Beyerbach, erschien eine Deputation
der Landstände und lud ihn ein nach Linz zu kommen und die Hul-
sauischen Ersandten am Reichstage. Bei Olenschlager, Geschichte des Inter-
regni III,