Unterhandlungen bis zur Berabredung von Kleinschnellendorf. 459
räumen und sich dafür ein paar Millionen zahlen zu lassen, fand der
König beleidigend, gleich als sei er ausgezogen, um Geld zu erbeuten;
er sah darin einen neuen Beweis der Wegwerfung, mit welcher das
Haus Oesterreich auf ihn blicke.
Robinson bot hierauf Geldern, und da der König darüber als
über eine neue Armseligkeit eher noch heftiger ward, nach kurzem
Zögern auch Limburg an. Er stellte vor, wie trefflich zu Handel und
Gewerbe das Land gelegen sei, die Hauptstadt sich zu einer der ersten
in Europa machen lasse, wie viel es schon jetzt einbringe, und wie
viel mehr es unter besserer Verwaltung noch einbringen könne; es sei
dann nichts leichter, als zur Erwerbung von Berg fortzuschreiten. Der
König erinnerte an den Widerspruch, in den man durch eine solche
Abkunft mit dem Barrieretractat gerathen würde; vornehmlich aber
erklärte er, es sei nicht sein Sinn, sich nach jener Seite hin zu ver-
größern. Was würde die Welt von ihm denken, wenn er Schlesien,
das ihn mit offenen Armen empfangen, jetzt der Herrschsucht und
Wuth der Papisten wieder Preis gäbe, welche die Hinneigung, die
das Volk ihm bewiesen, auf das Grausamste an demselben rächen
würden? Müsse er nicht erröthen vor seinen Vorfahren wie vor seinen
Nachkommen, wenn er seine unzweifelhaften Rechte, die er jetzt mit
den Waffen durchgesetzt, feiger Weise wieder aufgebe? Nobinson
machte ihn aufmerksam, daß das europäische Gleichgewicht darüber
umgestürzt werden könne. Er erwiederte, er habe mehrere Pflichten
zu erfüllen; die vornehmste sei, die er als König von Preußen gegen
sein Haus und gegen sein Land habe; er kenne keinen Fürsten, der
das europäische Gleichgewicht auf seine Unkosten behaupten wolle.
Robinson ließ hierauf ein Wort dagegen fallen, daß Rußland und
wol auch England das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten und Oester-
reich zu unterstützen versucht sein könnten. „Herr“, sagte Friedrich,
indem er den Finger an seine Nase legte, „keine Drohungen! Der
König von England ist mein Freund, und wäre er's nicht, so hat
der Fürst von Anhalt ein Heer gegen ihn.“
Früher war öfter von der Abtretung von Glogau die Rede ge-
wesen. Obwol nicht dazu ermächtigt, aber als ein letztes Mittel, den
völligen Bruch zu vermeiden, kam Robinson darauf zurück; er fragte,
ob der König sich zu begnügen gedenke, wenn außer jenen Landschaften
ihm auch noch Glogau überlassen werde. Der König antwortete: da
der Wiener Hof seine früheren Vorschläge verworfen, so sei er nicht
mehr daran gebunden. Vor wenig Jahren habe dieser Hof der spa-
nischen Linie des Hauses Bourbon zwei Königreiche überlassen; seine