Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Unterhandlungen bis zur Berabredung von Kleinschnellendorf. 459 
räumen und sich dafür ein paar Millionen zahlen zu lassen, fand der 
König beleidigend, gleich als sei er ausgezogen, um Geld zu erbeuten; 
er sah darin einen neuen Beweis der Wegwerfung, mit welcher das 
Haus Oesterreich auf ihn blicke. 
Robinson bot hierauf Geldern, und da der König darüber als 
über eine neue Armseligkeit eher noch heftiger ward, nach kurzem 
Zögern auch Limburg an. Er stellte vor, wie trefflich zu Handel und 
Gewerbe das Land gelegen sei, die Hauptstadt sich zu einer der ersten 
in Europa machen lasse, wie viel es schon jetzt einbringe, und wie 
viel mehr es unter besserer Verwaltung noch einbringen könne; es sei 
dann nichts leichter, als zur Erwerbung von Berg fortzuschreiten. Der 
König erinnerte an den Widerspruch, in den man durch eine solche 
Abkunft mit dem Barrieretractat gerathen würde; vornehmlich aber 
erklärte er, es sei nicht sein Sinn, sich nach jener Seite hin zu ver- 
größern. Was würde die Welt von ihm denken, wenn er Schlesien, 
das ihn mit offenen Armen empfangen, jetzt der Herrschsucht und 
Wuth der Papisten wieder Preis gäbe, welche die Hinneigung, die 
das Volk ihm bewiesen, auf das Grausamste an demselben rächen 
würden? Müsse er nicht erröthen vor seinen Vorfahren wie vor seinen 
Nachkommen, wenn er seine unzweifelhaften Rechte, die er jetzt mit 
den Waffen durchgesetzt, feiger Weise wieder aufgebe? Nobinson 
machte ihn aufmerksam, daß das europäische Gleichgewicht darüber 
umgestürzt werden könne. Er erwiederte, er habe mehrere Pflichten 
zu erfüllen; die vornehmste sei, die er als König von Preußen gegen 
sein Haus und gegen sein Land habe; er kenne keinen Fürsten, der 
das europäische Gleichgewicht auf seine Unkosten behaupten wolle. 
Robinson ließ hierauf ein Wort dagegen fallen, daß Rußland und 
wol auch England das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten und Oester- 
reich zu unterstützen versucht sein könnten. „Herr“, sagte Friedrich, 
indem er den Finger an seine Nase legte, „keine Drohungen! Der 
König von England ist mein Freund, und wäre er's nicht, so hat 
der Fürst von Anhalt ein Heer gegen ihn.“ 
Früher war öfter von der Abtretung von Glogau die Rede ge- 
wesen. Obwol nicht dazu ermächtigt, aber als ein letztes Mittel, den 
völligen Bruch zu vermeiden, kam Robinson darauf zurück; er fragte, 
ob der König sich zu begnügen gedenke, wenn außer jenen Landschaften 
ihm auch noch Glogau überlassen werde. Der König antwortete: da 
der Wiener Hof seine früheren Vorschläge verworfen, so sei er nicht 
mehr daran gebunden. Vor wenig Jahren habe dieser Hof der spa- 
nischen Linie des Hauses Bourbon zwei Königreiche überlassen; seine
	        
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